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Mitten in der Milchstraße: Hat unser Schwarzes Loch ein Leck?

Astronomen staunen über hunderte, mysteriöser Strukturen im Zentrum unserer Milchstraße. Sie scheinen durch ein nahegelegenes Schwarzes Loch zu entstehen.

Schwarzes Loch
© Jorge Ferreiro - stock.adobe.com

Schwarze Löcher – das solltest du wissen

Über Schwarze Löcher gibt es vieles zu wissen. Wir verraten dir einige der wichtigsten Fakten über die geheimnisvollen Giganten.

Inmitten unserer Milchstraße befindet sich das Schwarze Loch Sagittarius A*. Das Zentrum der Galaxie ist durch die Nähe zu ihm andersartig als in unseren Gefilden. Forschende analysieren nahe des Objekts jetzt chaotische Strukturen, die aus dem Schwarzen Loch zu stammen scheinen.

Ominöse Spuren inmitten der Milchstraße

Die Musterungen, die sich im Herzen der Milchstraße befinden, sind fadenförmig und in einer enormen Anzahl vorhanden. Manche von ihnen sind horizontal, andere vertikal angeordnet. Zusammen bilden sie ein absolutes Chaos.

Dass sich diese Muster bilden, ist erst einmal nichts Ungewöhnliches und hängt mit den enormen Gravitationskräften des Objekts in unserer Milchstraße zusammen. Schwarze Löcher verschlingen Sterne und Gaswolken. Manchmal werden diese dann explosionsartig wieder ausgeschieden. Das erzeugt dann energiegeladene Jets, Blasen oder eben Filamente.

Doch die Forschenden um den Professor für Physik und Astronomie Farhad Zadeh hoffen in diesem Chaos doch eine gewisse Ordnung zu entdecken. Erst vor kurzem haben sie eine gänzliche neue Struktur inmitten des Durcheinanders gefunden, auf die sie nun ihre Aufmerksamkeit fokussieren.

Filamente in unfassbarer Länge

Die fadenförmigen Filamente messen dabei eine enorme Länge. Ganze fünf und zehn Lichtjahre messen die Strukturen, die horizontal von Sagittarius A* abstrahlen. Damit verlaufen sie auch parallel zur galaktischen Scheibe.

Entdeckt wurde die neuartige Musterung im Zentrum unserer Milchstraße mithilfe des MeerKAT-Radioteleskops in Südafrika. Anhand der aufgenommenen Daten konnte ein Mosaikbild des Galaxiezentrums erstellt werden, welches auf die neuen Strukturen offenbarte.

„Es war eine völlig überraschende Entdeckung“, erklärte Zadeh gegenüber vice. „Wenn man eine so groß angelegte Umfrage durchführt, weiß man einfach nicht, was man finden wird. Das gilt insbesondere für MeerKATs Mosaikbild des galaktischen Zentrums, da es kein anderes gutes Mosaikbild dieser Region gab.“

Durch verschiedene Prozesse entstanden

Dabei handelte es sich hier nicht um die ersten Strukturen, die der Professor im Herzen der Milchstraße identifizierte. Schon einmal machten er und sein Team vertikale Filamente aus. Diese messen ganze 150 Lichtjahre und werden durch klare, elektromagnetische Felder bestimmt.

Bei den neu entdecken Exemplaren muss eine andere Entstehungsgeschichte dahinterstecken. Das schlussfolgert das Team aus den unterschiedlichen Eigenschaften, die die Strukturen aufweisen. Die neuen, kürzeren Fäden, die vom Schwarzen Loch ausgehen, strahlen etwa nur auf einer Seite aus dem Schwarzen Loch heraus. Zudem leuchten in Wärmestrahlung niedrigerer Energie, was sie ebenfalls von der anderen Population unterscheidet.

Leck im Schwarzen Loch als Ursache

Durch weitere Untersuchungen mit dem Radioteleskop konnten die Forschenden die kurzen Strukturen bereits genauer ergründen. Gerade weil sie sich nur auf einer Seite von Sagittarius A* befinden, glauben Zadeh und Kolleg*innen, dass sie durch einen gasförmigen Ausfluss im Herzen der Milchstraße entstehen. Das Schwarze Loch konnte das Material formen und in die galaktische Ebene drücken.

Normalerweise entstehen solche Ausflüsse durch Wechselwirkungen zweier Schwarzer Löcher. Doch in unserer Milchstraße scheint es nur eins zu geben, was die Entdeckung besonders rätselhaft macht. Daher glauben die Forschenden, dass ein früherer und sehr starker Jet für den Ausfluss verantwortlich sein könnte. Dieser muss vor etwa sechs Millionen Jahren seinen Klimax erreicht haben, fassen sie in ihrer Studie zusammen.

Noch sind weitere Untersuchungen vonnöten, um diese Theorie zweifelsfrei zu bestätigen. Sollte sich die Annahme bewahrheiten, können die Forschenden weitere wertvolle Erkenntnisse über Sagittarius A* sichern. Dazu zählen etwa seine frühere Aktivität oder sein Spin.

Quelle: vice, „The Population of the Galactic Center Filaments: Position Angle Distribution Reveals a Degree-scale Collimated Outflow from Sgr A* along the Galactic Plane“ (The Astrophysical Journal Letters, Juni 2023)

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