Requiem und Encore nannten Forschende der NASA zwei Supernovae, die in einem interessanten Verhältnis zu einander stehen. Neue Fotos zeigen das Weltraumschauspiel nicht nur in all seiner beeindruckenden Pracht, sondern könnten der Wissenschaft auch wichtige neue Erkenntnisse liefern. Denn ein solches Phänomen ist nur äußerst selten zu beobachten.
Supernova: Überraschender Fund in ferner Galaxie
Auf X (ehemals Twitter) teilte die NASA neue Bilder und Erkenntnisse aus der rund zehn Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie MRG-M0138. Bereits im Jahr 2016 entdeckte man dort mit Hilfe des Hubble-Teleskops die Supernova Requiem. Doch jüngst stieß man mit dem James-Webb-Weltraumteleskop auch auf eine Art Nachfolger, den man passenderweise Encore (Zugabe) betitelte.
Diese Beobachtung ist äußerst überraschend, handelt es sich doch um das erste Mal, dass man zwei Supernovae, die von Gravitationslinsen beeinflusst sind, in der selben Galaxie vorfand. Bilder des Spektakels kannst du dir hier anschauen:
Spannendes Weltraumphänomen: Was ist eigentlich eine Supernova? Hier erklären wir es dir.
Forscher staunen über Beobachtung
In einem Blogbeitrag auf der NASA-Website erläutern die Weltraumforscher Justin Pierel und Andrew Newman, wie es zu der höchst ungewöhnlichen Beobachtung kam. „Wenn eine Supernova hinter einer Gravitationslinse explodiert, erreicht ihr Licht die Erde auf mehreren verschiedenen Wegen“, führen die Experten aus. Dies sei etwa damit zu vergleichen, wenn auf der Erde mehrere Züge gleichzeitig vom selben Startbahnhof mit gleicher Geschwindigkeit zum selben Ziel losfahren, dabei jedoch jeweils einen anderen Weg nehmen. Aufgrund der unterschiedlichen Reiserouten und ihrer Gegebenheiten kommen sie somit trotzdem nicht gleichzeitig am Ziel an.
Auf ähnliche Weise erscheinen von Gravitationslinsen beeinflusste Supernovae Forschenden über Tage, Wochen und sogar Jahre verteilt. Anhand ihrer Abstände lässt sich die sogenannte Hubble-Konstante berechnen, die gegenwärtige Expansionsrate des Universums. Dabei erschwert jedoch eine Sache die Arbeit der Wissenschaft, erklären Pierel und Newman. „Der Haken ist, dass solche mehrfach abgebildeten Supernovae extrem selten sind. Weniger als ein Dutzend konnte man bisher entdecken“.
Zu Gravitationslinseneffekten kommt es, wenn ein massereiches Objekt, wie beispielsweise ein Galaxienhaufen, eine so starke Schwerkraft erzeugt, dass es Raum und Zeit in der Umgebung verzerrt. Auch Licht folgt diesen Krümmungen, anstatt sich in einer geraden Linie fortzubewegen. Dadurch verzerrt und erhellt es die Dinge, die sich hinter dem Objekt befinden.
Durch Gravitationslinsen werden nicht nur weit entfernte Galaxien verzerrt und vergrößert, sondern es können auch mehrere Exemplare desselben Objekts sichtbar werden. Auf dem neuen Bild von Webb hat der Gravitationslinseneffekt des Galaxienhaufens fünf Kopien der Galaxie erzeugt, die Requiem und Encore enthält.
Supernova Encore: Überraschende „Zugabe“
Auch an Requiem hätten die Forscherinnen und Forscher die Hubble-Konstante berechnen können. Jedoch entdeckte man die Supernova erst nachdem sie bereits aus dem Blickfeld verschwunden ist. Daher war es nicht möglich, ausreichend Daten für die Messung zu sammeln.
Der eher zufällige Fund von Encore ermöglicht das nun jedoch, heißt es von der NASA. „Mithilfe dieser Webb-Bilder werden wir die Hubble-Konstante auf der Grundlage dieser mehrfach abgebildeten Supernova messen und bestätigen können“, verraten Pierel und Newman über das weitere Vorgehen.
Bis die Forschungen abgeschlossen sind, kann jedoch noch einige Zeit vergehen. „Supernovae sind normalerweise unvorhersehbar, aber in diesem Fall wissen wir, wann und wo wir die letzten Auftritte von Requiem und Encore sehen können“, sagen die Fachmänner. Damit ist jedoch erst im Jahr 2035 zu rechnen.
Quellen: X/NASA Web Telescope; NASA
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