2016 suchten Wissenschaftler*innen nach potenziell gefährlichen Asteroiden in der Nähe unseres Heimatplaneten. Dabei machten sie eine erstaunliche Entdeckung: Neben unserem bekannten Mond hat die Erde wohl noch einen weiteren, deutlich kleineren Begleiter im Weltraum. Bisher konnte nur spekuliert werden, woher dieser stammt, nun hat ein Forschungsteam diesbezüglich neue Erkenntnisse veröffentlicht.
Himmelskörper erinnert an Mondgestein
Der kleine Asteroid namens Kamo‘oalewa bewegt sich auf einer Sonnenumlaufbahn, die fast identisch mit der unseres Planeten ist und auch dieselbe Umlaufzeit aufweist. Dies erweckt den Eindruck, als würde dieser die Erde umrunden, obwohl er tatsächlich die Sonne umkreist. Kamo‘oalewa wird daher als Quasi-Satellit der Erde bezeichnet.
Die Herkunft dieses kleinen Himmelskörpers ist dabei seit langem Gegenstand von Spekulationen in der Wissenschaft. Schon länger wird vermutet, dass Kamo‘oalewa vom Mond stammen könnte. Diese Theorie basiert auf Beobachtungen, die zeigen, dass die Zusammensetzung des Quasi-Satelliten dem Material ähnelt, das auf dem Mond gefunden wurde.
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Quasi-Satellit kann nur einmal im Jahr beobachtet werden
Die Erforschung des scheinbar zweiten Begleiters der Erde ist dabei für die Wissenschaftler*innen kein leichtes Unterfangen. Denn nur ein Mal im Jahr, immer im April, haben große Teleskope auf der Erde die Möglichkeit, Kamo‘oalewa zu beobachten. Nun konnte ein Forschungsteam aber noch weitere Hinweise finden, welche die Theorie, der Quasi-Satellit sei ein Bruchstück des Mondes, bestätigen würde.
Die Wissenschaftler*innen erarbeiteten dazu ein Computermodell, das die Art von Kollision nachstellt, die ein Bruchstück von der Größe Kamo‘oalewas in den Mond schlagen könnte. Dadurch konnte das Team unter anderem ermitteln, wie groß der entstandene Krater gewesen sein muss. Im weiteren Schritt verglichen sie das Material des Quasi-Satelliten mit Gesteinen von unterschiedlichen Regionen auf dem Mond. Die Ergebnisse wurde nun im Fachjournal Nature Astronomy veröffentlicht.
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Kamo‘oalewa wohl bei Asteroideneinschlag entstanden
Die Untersuchung zeigten, dass die Zusammensetzung von Kamo‘oalewa große Übereinstimmung mit dem Gestein aufweist, dass aus einer ganz bestimmten Region auf dem Mond stammt. Nämlich mit dem Giordano Bruno-Krater. Das legt nahe, dass der Quasi-Satellit wirklich während eines Asteroiden-Einschlags vom Mond abgesplittert ist.
Im Laufe seiner Geschichte wurde der Mond immer wieder von Meteoriten bombardiert. So sind die vielen Krater entstanden, die man auf seiner Oberfläche teils mit bloßem Auge erahnen kann. Bei solchen Einschlägen wird Material aus dem Mond herausgeschlagen. Das meiste davon fällt jedoch auf die Mondoberfläche zurück. Doch Wissenschaftler*innen der Universität von Arizona haben bereits letztes Jahr ein Modell entwickelt, das zeigt, dass Bruchstücke vom Mond wirklich in die selbe Umlaufbahn wie Kamo‘oalewa gelangen könnten.
Auch die Größe des Giordano Bruno-Kraters und des Quasi-Satelliten scheinen zusammenzupassen. Das Forschungsteam betont aber auch, dass damit noch nicht eindeutig belegt ist, dass Kamo‘oalewa wirklich vom Mond stammt. Die Hinweise darauf würden sich mit der neuen Studie aber weiter verdichten. Außerdem wird uns der Asteroid auch nicht für immer begleiten. Denn Berechnungen ergeben, dass dieser im Jahr 2341 seine Umlaufbahn erneut verändern wird.
Quellen: „Asteroid Kamo‘oalewa’s journey from the lunar Giordano Bruno crater to Earth 1:1 resonance“ (Nature Astronomy, 2024), „Lunar ejecta origin of near-Earth asteroid Kamo’oalewa is compatible with rare orbital pathways“ (Communications Earth & Environment, 2023) „Lunar-like silicate material forms the Earth quasi-satellite (469219) 2016 HO3 Kamoʻoalewa“ (Communications Earth & Environment, 2021)
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