Die antike Stadt Ninive entwickelte sich im späten achten Jahrhundert vor Christus zur Hauptstadt des assyrischen Weltreichs. Aaron Schmitt und sein Team von der Universität Heidelberg forschen seit 2022 auf dem Kuyunjik-Hügel im Kernbereich des von König Assurbanipal errichteten Nordpalastes. Dabei sind sie nun auf einen archäologischen Fund gestoßen, der gleich aus vielfacher Hinsicht außergewöhnlich ist.
Archäologischer Fund enthüllt monumentales Kunstwerk
Der archäologische Fund stammt dabei aus dem Thronsaal des Nordpalasts von König Assurbanipal. Dort entdeckten die Forschenden „Teile eines monumentalen Reliefs“, wie es in der Pressemitteilung der Universität Heidelberg heißt. Dieses zeigt eben jenen Herrscher des assyrischen Reiches aus dem siebten Jahrhundert vor Christus in Begleitung zweier bedeutender Gottheiten sowie weiterer Figuren.
Bereits die enormen Ausmaße des Reliefs verblüffte das Wissenschaftsteam. So ist das Kunstwerk auf einer mächtigen Steinplatte von fünfeinhalb Metern Länge und drei Metern Höhe angebracht. Diese weist ein Gewicht von rund zwölf Tonnen auf. Der Fund ist aber nicht nur wegen seiner Größe außergewöhnlich, sondern auch im Hinblick auf das Bildprogramm.
„Unter den zahlreichen Reliefdarstellungen assyrischer Paläste, die uns bekannt sind, gibt es keine Darstellung der großen Gottheiten“, betont Prof. Dr. Aaron Schmitt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie in Heidelberg, der die Ausgrabungen im Nordpalast leitet.
Lesetipp: Archäologischer Fund enthüllt geheimnisvolles Grab – sein Inhalt überrascht
Fisch-Genius und Skorpion-Mensch
Konkret geht es dabei um den Gott Assur und der Stadtgöttin von Ninive namens Ištar. Hinter diesen folgen auf dem Relief jeweils ein Fisch-Genius, der den Göttern und dem Herrscher Heil und Leben spendet. Außerdem ist eine Figur mit erhobenen Armen zu sehen, die an eine Mischung aus Mensch und Skorpion erinnert.
„Diese Figuren lassen darauf schließen, dass ursprünglich über dem Relief eine riesige geflügelte Sonnenscheibe angebracht war“, erläutert Schmitt. Das Kunstwerk befand sich früher wohl in einer Wandnische gegenüber dem Haupteingang zum Thronsaal, also am wichtigsten Ort des Palasts. Die Reliefbruchstücke wurden derweil in einer mit Erde gefüllten Grube hinter dieser Nische entdeckt.
„Dass die Fragmente vergraben waren, ist sicherlich mit ein Grund dafür, warum die britischen Archäologen sie vor etwas mehr als hundert Jahren nicht fanden“, als der Palast schon einmal untersucht wurde, vermutet Prof. Schmitt. Einige der damals entdeckten Kunstwerke, sind heute im British Museum in London ausgestellt. In Absprache mit der staatlichen Antikenverwaltung des Irak ist geplant, den jetzigen archäologischen Fund bald wieder an der originalen Stelle zu platzieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Quelle: Universität Heidelberg
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.