Als Bildschirme im SpaceX-Hauptquartier die auf einer schwimmenden Plattform gelandete Falcon-9-Rakete zeigen, bricht Jubel aus. Raumfahrt-Enthusiasten (oder Mitarbeiter) strecken die Fäuste in die Höhe, der Kommentar der zwei Moderatoren geht in begeisterten Rufen unter. Dem Konzern von Elon Musk sind Flug und Landung einer wiederverwerteten Antriebsrakete gelungen. Das Recycling soll nicht weniger sein als eine Revolution der kommerziellen Raumfahrt.
15 Jahre hatten SpaceX-Entwickler laut Musk an technischen Details getüftelt. „Wir hatten gerade einen unfassbaren Tag“, sagt er, nachdem die Rakete pünktlich um 18.27 Uhr Ortszeit vom Kennedy Space Center im US-Staat Florida gestartet und weniger als zehn Minuten später auf der Plattform im Atlantik aufgesetzt ist. Einen „Volltreffer“ habe sie dort mit der punktgenauen Landung hingelegt.
Unmögliches möglich gemacht
Selbst der Technologie-Visionär Musk, der Bezahlen im Internet erneuerte (PayPal), US-Haushalte mit Solarstrom versorgt (SolarCity) und Elektroautos verkauft (Tesla), wirkt irgendwie baff. „Mir fehlen die Worte.“ Dann fällt ihm gerade noch der Satz ein: „Wir haben bewiesen, dass etwas möglich ist, das viele Menschen nicht für möglich gehalten haben.“ Der Moderator im SpaceX-Hauptquartier im kalifornischen Hawthorne bei Los Angeles kann nur noch hinzufügen: „Alle sind hier heute sehr glücklich.“
Für SpaceX-Gründer Musk ist es ein wichtiges Etappenziel seiner Pläne, die Raumfahrt umzukrempeln: Die Wiederverwendbarkeit von Raketen soll Missionen günstiger machen. Auf ihrer ersten Reise ins All hatte die Falcon 9 im April 2016 eine Dragon-Kapsel mit Fracht zur Internationalen Raumstation ISS gebracht. Nun trug sie in erster Stufe einen Satelliten der Luxemburger Firma SES in den Erdorbit, der Signale nach Südamerika und Mexiko weiterleiten soll. „Glückwunsch an SpaceX zur erfolgreichen Landung“, twittert SES.
Raketen-Recycling war schon Ziel im Kalten Krieg
Ganz neu ist die Idee nicht: Raketen mehrmals benutzen zu können, war schon im Kalten Krieg ein Ziel der Raumfahrtgroßmächte Sowjetunion und USA. Auch der deutsche Ingenieur und Raketenbaupionier Wernher von Braun arbeitete für die US-Behörde Nasa daran. In den USA entwickelte sich daraus das berühmte Shuttle-Programm. Zwischen 1981 und 2011 flogen die schnittigen „Weltraumtaxis“ 135 Einsätze.
Mit dem Recycling von Raketenstufen wollen Ingenieure und Unternehmen viel Geld sparen. Einer Studie von 1989 zufolge konnte die US-Behörde Nasa ihre Kosten durch die Wiederverwertung der Shuttles um fast 60 Prozent drücken. In die Rechnung waren allerdings nicht die Ausgaben für Infrastruktur und Triebwerksüberarbeitung eingerechnet.
Rabatt auf schon verwendete Raketen
Experten schätzen, dass SpaceX etwa 30 Prozent im Vergleich zum Bau einer neuen Rakete spart. Geplant sind derzeit insgesamt sechs Starts mit wiederverwerteten Falcon-Raketen. Im vergangenen Jahr hatte sie der russischen Agentur Tass zufolge Kunden zehn Prozent Rabatt in Aussicht gestellt, wenn sie eine bereits verwendete Rakete nutzen.
Um die Falcon nach der Landung für einen Neustart aufzubereiten, benötigt SpaceX Berichten zufolge bislang vier Monate. Künftig soll die Prozedur in der Fabrik in Hawthorne auf zwei Monate – langfristig sogar auf wenige Tage – verkürzt werden. Offen blieb dem Online-Portal „space.com“ zufolge, ob die Triebwerke der Rakete für den Start am Donnerstag ausgetauscht oder recycelt wurden.
Es gibt trotzdem Wettbewerb
Konkurrenz für sein Konzept wiederverwendbarer Raketen bekommt SpaceX vor allem aus den USA. Die private Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos verfolgt ähnliche Pläne.
Der Milliardär Musk mischt die Branche seit 2002 mit SpaceX auf. 2012 schickte das Unternehmen erstmals als private Firma einen Frachter zur ISS. 2015 gelang die erste Landung einer Falcon 9 nach einer Mission im All. Erst im Februar kündigte Musk an, schon 2018 Weltraumtouristen auf eine „Kreuzfahrt um den Mond“ schicken zu wollen. Langfristig träumt der in Südafrika geborene Musk davon, fremde Planeten – etwa den Mars – mit Menschen zu besiedeln. Klingt ziemlich verrückt? Der 45-Jährige inszeniert sich gerne als Macher, der Träume wahr werden lässt.
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