Der ehemalige niederländische Misch-Konzern hat sich in den letzten Jahren nahezu ausschließlich auf den Gesundheitsbereich konzentriert. Und eben darum soll es heute gehen. Wie stellen sich die Niederländer die Zukunft des Consumer Health Businesses („Personal Health“) aber auch die Entwicklungen im professionellen medizinischen Bereich („Health Systems“) vor?
Nicht an „Gimmicks“ interessiert
Man sei an echten Innovationen interessiert, nicht an „Gimmicks“. Das machte der scheidende Gesundheits-Chef Nota direkt zu Beginn seiner kurzen Ansprache deutlich. „Digitalisierung und Innovationen sollen dabei helfen, dass Leben von Milliarden Menschen auf der Welt zu verbessern.“ Dieses hehre Ziel fasste Nota dann auch direkt in einer beeindruckenden Zahl zusammen: 3 Milliarden Menschen wolle man bis 2025 mit Philips Health-Produkten erreichen und ihr Leben damit spürbar verbessern.
Die Zukunft von „Digital Health“
Im Zentrum eines revolutionär neuen Umgangs mit dem Gesundheitssystem stehen laut Notas Nachfolger, Egbert van Acht, drei Aspekte. Verhaltensänderungen, Big Data und die Analyse dieser Daten. Man müsse es schaffen, dass Menschen gesund bleiben und gar nicht erst krank werden. Denn gesund bleiben sei einfacher, als einen Menschen wieder gesund zu machen, so van Acht. Um diese Ziele zu erreichen, wolle Philips voll auf das Internet der Dinge („Internet of Things, IoT“), künstliche Intelligenz („Artificial Intelligence, AI“) und Cloud-Computing setzen.
„uGrow“
Beispielhaft für diesen Ansatz stellte der Philps Gesundheits-Chef das System „uGrow“ vor. Hinter dem Namen verbirgt sich ein ganzer Wust aus Soft- und Hardware. Dreh- und Angelpunkt hinter dem Ansatz ist eine App. Diese hilft mit allerlei technischem Gerät (Video-Babyphone, smarte Dampfgarer, smarte Thermometer und Waage, etc.) dabei, das Wachstum des Neugeborenen zu unterstützen und zu überwachen. So soll die App Eltern dabei helfen, Probleme gegebenenfalls schon rechtzeitig zu erkennen und ein Eingreifen durch Fachpersonal ermöglichen.
Einfacherer Umgang mit Patientendaten
Weiterhin strebt der Konzern an, dass medizinische Daten, die bereits erhoben worden sind, nach Zustimmung des Patienten geteilt werden dürfen. So müsse etwa ein Patient nicht mehr dutzendfach Fragen zu Vorerkrankungen oder Allergien beantworten, zum Beispiel bei der Einweisung in ein Krankenhaus oder bei einem Wechsel des Hausarztes. Die Daten seien vorhanden, sie müssten nur besser genutzt werden, so van Acht. Er kritisierte außerdem, dass mitunter die Patienten selbst kaum Zugriff auf ihre eigenen Daten hätten.
Zusammenlegung von Know-how
Der große Vorteil von Philips sei, so van Acht, dass man schon seit 1922 im medizinischen Sektor vertreten sei. Der Schrift in den Consumer Health-Markt sei damit nur logisch. Das wissen, das man in vielen Jahre der Herstellung von Medizinprodukten gesammelt habe, können so in die Verbraucherprodukte eingebracht werden.
Fazit
Philips Vorsatz, die Menschheit gesünder machen zu wollen, klingt vielversprechend. Sollte man jedoch tatsächlich direkt bei einem Baby beginnen, jede Entwicklung digital aufzuzeichnen? Völlige Überwachung also von der Wiege bis zur Bahre? Es stellt sich die Frage nach den persönlichen Daten der Menschen. Sie zu erfassen und zu speichern ist kein Problem, auswerten können Unternehmen wie Philips mit jahrelanger Erfahrung im Medizinsektor die Daten auch. Was aber passiert, wenn beispielsweise Versicherungsunternehmen diese Daten in ihre Hände bekommen und so genau Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Patienten haben? Negative Auswirkungen zum Beispiel bei Abschluss einer Kranken- oder Lebensversicherung wären denkbar. Auch potentielle Arbeitgeber könnten mögliche Angestellte so bereits im Vorfeld durchleuchten. So schön die neue vernetzte Patientenwelt auch klingt – Vorsicht im Umgang mit den eigenen Daten sollte wohl weiterhin oberste Priorität haben.