Seelenruhig legt sich Außenverteidiger Jonas Hector den Ball zurecht, geht einige Schritte rückwärts. Dann läuft er an und knallt den Ball ins untere rechte Eck. Gianluigi Buffon, die italienische Torwart-Legende, ist geschlagen. Das Spiel ist aus, Deutschland ist im EM-Halbfinale. In diesem Moment, im Sommer 2016, bricht ganz Deutschland zeitgleich in Jubelgeschrei aus – sollte man zumindest meinen.
Millionen Deutsche dürften aber eine andere Erfahrung gemacht haben, dass nämlich der Nachbar schon jubelte, obwohl Hector auf dem eigenen TV-Bildschirm noch nicht einmal Anlauf genommen hatte. Ein echter Stimmungskiller, der auch zur WM 2018 vorkommen könnte. Doch woran liegt das? Und können betroffene Fußballfans etwas dagegen machen? Ein Überblick über die verschiedenen Zuspielvarianten des TV-Signals und mögliche, schnellere Alternativen.
Vor 20 Jahren konnten alle noch gemeinsam jubeln
Wie kann es sein, dass bei einer Live-Übertragung die Zeit in den einzelnen Haushalten offenbar unterschiedlich läuft? In deutlich abgemilderter Form ist das schon immer so: Das Live-Fernsehbild hat auch früher schon einen leichten Versatz zu den tatsächlichen Ereignissen vor Ort gehabt.
Auch als Deutschland 1990 in Italien Weltmeister wurde, feierten die Fans im Stadion nicht exakt zeitgleich mit denen, die in Deutschland vor dem Fernseher saßen. Das störte aber nicht, denn innerhalb von Deutschland wurde nahezu zeitgleich gejubelt. Beim WM-Titelgewinn in Brasilien 2014 war das bereits deutlich anders – in Hinterhöfen konnte man mitunter gestaffelte Jubelkaskaden verfolgen.
Bildoptimierung und Verbesserung der Fernsehbilder verzögert
Schuld daran tragen die Digitalisierung des TV-Signals und die vielfältigen Übertragungswege: 1990 gab es Antennenfernsehen und analoges Kabelfernsehen – die wurden einigermaßen verzögerungsfrei und zeitgleich an die Haushalte ausgespielt. Mittlerweile werden Fernsehbilder digital übertragen: Bis das Spiel auf dem heimischen TV-Gerät sichtbar ist, wurde es vielfach digital optimiert, komprimiert, verschickt, dann wieder dekomprimiert und abschließend noch durch die Bildverbesserung des Fernsehgerätes geschickt.
Die einzelnen Schritte gehen rasend schnell und sorgen im Ergebnis für ein ungleich schärferes Bild als 1990 – addieren sich am Ende aber auch zu einer spürbaren Verzögerung. Verstärkt und aufgefächert werden diese Verzögerungen heute durch die unterschiedlichen Signalwege – also ob man ARD und ZDF über Satellit, Kabelfernsehen, DVB-T2 HD oder via Internet-Stream empfängt.
Was mache ich, wenn mein Bild lahm ist?
Bei Satellit, DVB-T2 HD und Kabelfernsehen ist der Transport zum Kunden noch halbwegs direkt, die Verzögerung beträgt nur wenige Sekunden. Bei der Übermittlung via Stream muss das Fernsehbild zunächst bei den Sendern abgeholt, fürs Streaming aufbereitet und dann quer durch das Internet geschickt werden. Verzögerungen von 30 oder 40 Sekunden sind die Folge.
Ändern lässt sich daran von Nutzerseite nichts – es bleibt höchstens der Wechsel auf einen anderen Übertragungsweg. Als Nutzer von Satellitenfernsehen ist man fein raus, schneller geht es in der Regel nicht. Bei DVB-T2 HD und Kabel hängt es von der Nachbarschaft und der eigenen Empfindlichkeit ab, ob die Verzögerung stört oder nicht.
Streaming steht am Ende der Übertragungskette
Wer plant, über Zattoo, MagineTV oder ähnliche Streaming-Dienste die WM zu verfolgen, sollten sich schon mal darauf einstellen, dass sie spürbar hinterherhinken. Tatsächlich gibt es aber seit Kurzem eine recht unkomplizierte Möglichkeit, die Fußball-WM fast so zeitnah zu verfolgen wie Satelliten-Nutzer: mit Waipu.tv und dessen „Low-Latency“ oder „High-speed-Stream“ genannten Kanäle.
Waipu.tv (ab fünf Euro/Monat) ist ein Streaming-Dienst, der seit knapp zwei Jahren in Deutschland am Markt ist. Im Vergleich zu anderen Internetdiensten wie Zattoo oder MagineTV gibt es hier aber ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal: Das deutsche Mutter-Unternehmen Exaring verfügt über ein eigenes, deutschlandweites Netz von Glasfaserleitungen und kann darüber das TV-Signal viel direkter und schneller zum Nutzer bringen als die Konkurrenz, die das deutlich langsamere Internet nutzen muss.
Nur noch wenige Sekunden Verzögerung im Vergleich zum Satellit
Erst kurz vor dem Ziel übergibt Exaring das Waipu.tv-Signal an die jeweiligen Internetprovider, wo es dann über den normalen Internetanschluss des Nutzers zum Empfangsgerät gelangt – etwa mittels Amazons Fire-Stick oder Googles Chromecast (siehe Infokasten). Diese Technologie bietet einige Vorteile – etwa einen schnellen, dezentralen Videorekorder und weniger Wartezeit beim Umschalten.
Zur WM hat Waipu.tv seine Technologie optimiert und bietet für die WM-Sender ARD und ZDF Hochgeschwindigkeits-Kanäle an. Darüber braucht das TV-Signal laut „c’t“-Test statt wie bisher 29 nur noch 2,3 Sekunden länger als via SD-Satelliten-Receiver – und ist damit spürbar früher da als beim Kabel-TV.
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Wie nutze ich Waipu.tv?
Damit man Waipu.tv nutzen kann, muss der eigene Internetanbieter mitspielen und das eigene Netz mindestens sechs Mbit/s Download-Geschwindigkeit ermöglichen. Tatsächlich wird der Großteil der Anbieter unterstützt – unter waipu.tv/so-gehts/ findet man eine laufend aktualisierte Liste. Die Highspeed-Option steht auch im günstigeren „Comfort“-Paket (fünf Euro/Monat) zur Verfügung, es fallen keine weiteren Gebühren an. Einen Monat lang kann man Waipu.tv zudem kostenlos testen – theoretisch genug Zeit für alle Deutschlandspiele.
Nur etwas langsamer ist DVB-T2 HD. ARD und ZDF empfängt man kostenlos, einfache Receiver gibt es im Fachhandel ab 40 Euro. Der Freenet USB-TV-Stick ermöglicht Fernsehen auch unterwegs am Notebook, er ist ab 60 Euro erhältlich.