In einem aktuellen Fall sollen sich in Saudi-Arabien laut Associated Press ein 12-jähriger Junge und ein 13-jähriges Mädchen das Leben genommen haben, nachdem sie das Social Media-Game „Blue Whale“ gespielt hatten.
Ob das Online-„Spiel“ wirklich zum Selbstmord der Kinder geführt hat, bleibt jedoch heftig umstritten. Das Portal IGN berichtet beispielsweise, dass der Vater des toten Jungen seine ursprüngliche Aussage widerrufen hätte. Er soll zunächst das Spiel für den Tod seines Sohnes verantwortlich gemacht, später diese Aussage jedoch wieder zurückgezogen haben. Darüber hinaus sei es unklar, woher die Associated Press ihre Informationen bezogen hat.
Russe wollte mit Blue Whale Gesellschaft von menschlichem Abfall befreien
Nach den Informationen, die zur Verfügung stehen, ist es Teil von BLue Whale, über die sozialen Medien zunehmend unangenehmere Befehle eines sogenannten Administrators entgegenzunehmen und diese auszuführen. Die letzte Anweisung soll es schließlich sein, sich selbst zu töten.
Dabei funktioniert Blue Whale anscheinend wie eine Sekte. Dem mdr zufolge werden Kinder zunächst in sogenannte Todesgruppen eingeladen. Dort werden sie mit viel Liebe aufgenommen, gleichzeitig aber einer Flut an dunklen Bildern, trauriger Musik und schrecklichen Filmen ausgesetzt. Alle haben dieselbe Botschaft: Es lohnt sich nicht, am Leben zu sein.
Im vergangenen Jahr hatte sich der angebliche Initiator des Spiels, ein russischer Mann namens Phillip Budeikin, laut BBC vor Gericht dazu schuldig bekannt, zum Selbstmord animiert zu haben. Er hätte die Gesellschaft von „biologischem Abfall reinigen“ wollen. Im Rahmen von 50 Tagen mussten Teilnehmer Aufgaben wie „einen Horrorfilm schauen“ und „sich selbst verletzen“ erledigen und sich am Ende in seinem Auftrag umbringen.
Russische Angaben zu Blue Whale uneinig
In Russland soll Blue Whale laut der russischen Regierung etwa 90 Jugendliche das Leben gekostet haben. Medien gehen dagegen mit einer Zahl von 130 von deutlich mehr Opfern aus. Glaubt man laut Snopes einem Interview mit Budeikin, dass er für die Seite saint-petersburg.ru gegeben hatte, lag die Zahl seiner Opfer bei 17. Verifiziert werden konnten seine Aussagen allerdings nicht.
Snopes zufolge basieren die Angaben zudem auf einer Fehlinterpretation der russischen Webseite Novaya Gazeta. Dort war von Dutzenden Selbstmorden unter russischen Kindern die Rede, denen zugeschrieben wurde, Mitglied ein und derselben Online-Community gewesen zu sein.
Die Seite berichtete weiter, dass mindestens 80 Prozent der Suizide mit Blue Whale-Spielen in Verbindung stünden. Eine Untersuchung durch Radio Free Europe hätte jedoch ans Licht gebracht, dass keine der Selbstötungen definitiv Blue Whale zugeordnet werden könne.
Auch Experten bestreiten Blue Whales Verbindung zu Selbstmorden
Blue Whale macht bereits seit 2017 die Runde und versetzte Menschen in Panik. Dr. Sameer Hinduja, führender internationaler Experte für Cyber-Mobbing sprach sich damals gegenüber der Irish Times allerdings gegen eine erkennbare Verbindung zwischen aufgetretenen Selbstmorden und dem Spiel aus.
Bezugnehmend auf einige Suizide von Teenagern, die an Blue Whale teilgenommen hatten, sagte er, dass es in keinem Land Selbstmorde gegeben hätte, die speziell daraufhin untersucht und mit dem Spiel in Verbindung gebracht worden seien.
Instagram schaltet Warnung vor #bluewhale
Manche sozialen Netzwerke gehen das bekannte Problem inzwischen schon direkt an. Instagram beispielsweise hat eine Warntafel geschaltet, die sich öffnet, sobald man nach #bluewhale sucht. Darauf wird Hilfe angeboten, allerdings kann sie auch durch einen einfachen Klick ignoriert werden.
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn ihr selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leidet oder ihr jemanden kennen, der daran leidet, könnt ihr euch bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Ihr erreicht sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.