Veröffentlicht inEntertainment

„Polizeiruf 110: Hildes Erbe“: So wird der erste Fall des neuen Duos

Im „Polizeiruf 110: Hildes Erbe“ trifft Adam Raczek zum ersten Mal auf seinen neuen Kollegen. Kriminalkommissaranwärter Vincent Ross wird noch vor seinem ersten Arbeitstag in Mordermittlungen verwickelt. Lohnt sich das Einschalten beim ersten Fall des neuen Duos?

"Polizeiruf 110: Hildes Erbe": Kommissaranwärter Vincent Ross (André Kaczmarczyk
"Polizeiruf 110: Hildes Erbe": Kommissaranwärter Vincent Ross (André Kaczmarczyk

Die Figur Olga Lenski (Maria Simon, 45) verabschiedete sich bereits Anfang 2021 in den Krimi-Ruhestand. Nach langem Warten bekommen die Fans nun endlich Adam Raczeks (Lucas Gregorowicz, 45) neuen Partner zu sehen. André Kaczmarczyk (geb. 1986) schlüpft im „Polizeiruf 110: Hildes Erbe“ (30. Januar, 20:15 Uhr, das Erste) zum ersten Mal in die Rolle des Kriminalkommissaranwärters Vincent Ross. Schon nach den ersten zehn Minuten wird eines klar: Es handelt sich um kein gewöhnliches Duo. Denn unterschiedlicher könnten die beiden Kommissare kaum sein.

Darum geht’s im „Polizeiruf 110: Hildes Erbe“

Noch bevor sein erster Arbeitstag beginnt, wird Kriminalkommissaranwärter Vincent Ross, der frisch von der Polizeischule kommt, in eine Mordermittlung verwickelt: Über seiner neuen Wohnung in Slubice, Polen, wurde der 22-jährige Bastian Grutzke (Oskar Bökelmann, geb. 1997) ermordet. Noch einen Tag vorher half der junge Student Ross beim Einzug. Adam Raczek staunt nicht schlecht, als er am Tatort so seinen neuen Kollegen kennenlernt.

Die Spuren in der Wohnung deuten auf einen Streit hin, der offenbar mit dem Erbe der Familie Grutzke zusammenhängt. Denn Bastians Oma, Hilde Grutzke (Tatja Seibt, 77), hat eine große Summe Bargeld in ihrem Haus versteckt. Doch die ältere Frau, die gerne auch mal zur Schrotflinte greift, hat kein gutes Verhältnis zu ihrer Familie – vor allem zu ihrem Sohn Ulf (Lars Rudolph, 55) ist sie kühl und distanziert. Mit ihrem Enkel Bastian hatte sie bis kurz vor seinem Tod keinen Kontakt. Enkelin Emma (Ada Philine Stappenbeck, 25) hatte auch nur zu ihrem Bruder ein enges Verhältnis, ansonsten kapselt sich das Mädchen von ihrer Familie ab.

Hilde steht nur ihrer Pflegerin Sandra Böttcher (Isabel Schosnig, geb. 1972) nahe, die sich um die an COPD erkrankte Frau kümmert. Wer erbt das Vermögen von Oma Hilde? Hat der Begünstigte etwas mit dem Mord zu tun? Während des Falls leidet Adam unter Schlafstörungen, worunter wiederum seine Konzentrationsfähigkeit leidet – seinem neuen Kollegen Vincent entgeht dieser Umstand nicht. Doch die komplizierten Familienverhältnisse fordern die beiden Kommissare, echtes Teamwork ist gefragt…

Lohnt sich das Einschalten?

Auf jeden Fall. Der Brandenburger „Polizeiruf 110“ liefert meist spannende Krimis im deutsch-polnischen Grenzgebiet ab. Im Zentrum dieses sehr packenden Falls steht eine dysfunktionale Familie. Ein tragischer Tod, Geldprobleme, Alkoholismus und eine unnahbare, gemeine alte Frau – das Leben der Protagonisten ist von Schicksalsschlägen gezeichnet. „‚Hildes Erbe‘ ist eine soziale Familientragödie mit Schlagseite zur schwarzen Komödie“, erklärt Drehbuchautorin Anika Wangard (geb. 1977) dem Sender. Alle Charaktere zeichnen sich durch eine tragisch-komische Art aus – was an manchen Stellen für Schmunzler sorgen dürfte.

Allerdings lösen die Figuren beim Zuschauer auch Mitleid aus – allen voran die trauernde Schwester Emma Grutzke, die nach dem Tod ihres Bruders komplett hilflos durchs Leben stolpert. Großes Lob an Darstellerin Ada Philine Stappenbeck, die zwischen Unschuld, Verzweiflung und unbändiger Kraft schwankt. Lars Rudolph in seiner Rolle als obdachloser Vater Ulf sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. „Lars ist ein Unikat – die drei Ebenen von Tragik, Bedrohung und Humor kann nur er mit dieser Virtuosität verkörpern, ohne dass sie sich gegenseitig in die Quere kommen“, schwärmt auch Regisseur Eoin Moore (geb. 1968).

Aber natürlich liegt der Fokus auf dem Zusammenspiel des neuen Duos. Der Kontrast könnte nicht stärker sein: Während Adam mit Schlaflosigkeit zu kämpfen hat, abgespannt und alt erscheint, ist Vincent jung, agil und voller Tatendrang. Der neue Kommissar ist „ein Mann mit einem völlig anderen Verständnis von Männlichkeit und von Polizeiarbeit“, gibt Autorin Wangard zu denken.

Vincent spricht über seine Gefühle, lässt Nähe zu und tritt als genderfluide Figur auf. Adam zeigt hingegen kaum Emotionen, ist kühl und hat klare Vorstellungen, wie Mann und Frau zu sein haben. Anhand der Kommissare wird das klassische Rollenverständnis einem neuen gegenübergestellt. Dieser Umstand macht den Brandenburger „Polizeiruf 110“ definitiv moderner – und das neue Duo interessanter. Allerdings ziehen auch dunkle Wolken am Horizont auf. Die letzte Szene hat es in sich und hinterlässt beim Zuschauer ein ungutes Gefühl…

(amw/spot)

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.