Erstmalig in der Geschichte ist es einem gruppenfinanzierten Team aus Hobby-Wissenschaftlern gelungen, ein ganzes Sternensystem in 620 Lichtjahren Entfernung auszumachen. Laut Gizmodo gehören insgesamt fünf felsige Planeten und womöglich ein sechster dazu. Die Mehrheit davon sind sogenannte Super-Erden, das heißt Planeten außerhalb der Gravitation der Sonne (extrasolar), deren Masse zwar höher als die der Erde, aber dafür deutlich geringer als jene von Uranus und Neptun ist.
Sternensystem K2-138 mit unbewohnbaren Planeten
Das neue Sternensystem trägt den Namen „K2-138“, wobei K2 bedeutet, dass es zu den Entdeckungen der K2-Mission durch das Kepler-Weltraumteleskop gehört, die seit drei Jahren auf der Suche nach Exoplaneten ist. Der Stern ist ein oranger Zwerg, der 0,45 bis 0,8 Mal die Masse der Sonne besitzt. Alle fünf bestätigten Planeten kreisen sehr eng um den Stern, mit einer Umlaufzeit zwischen 2,35 bis 12,76 Tagen. Aufgrund dieser unmittelbaren Nähe sind sie höchstwahrscheinlich unbewohnbar.
Keplers Leuchtkraftmessungen von Sternen als Grundlage
Im Rahmen des Projektes „Exoplanet Explorers„, das auf die Online-Datenbank Zooniverse und die Kepler-Daten der NASA zurückgreift, konnte K2-138 ausfindig gemacht werden. Das Weltraumteleskop misst die Helligkeit von Sternen, sodass Forscher, egal ob Amateur oder Profi, anhand dieser Messungen nach Einbrüchen in der Leuchtkraft eines Sterns suchen können. Diese deuten nämlich typischerweise an, dass sich ein großes Objekt, also ein Exoplanet, vor den Stern geschoben hat.
Das Projekt selbst wurde 2017 ins Leben gerufen und hat seitdem Tausende an Hobby-Astronomen in seinen Bann gezogen. Deren Hilfe ist auch nötig, denn Kepler hat in den vergangenen drei Jahren Daten von über 280.000 Sternen protokolliert. Jeden Monat kommen rund 10.000 dazu.
Projektteilnehmer aus aller Welt stimmen ab über Exoplaneten
Teilnehmer können von überall aus die aktuellen Daten durchsehen, um abzustimmen, ob es sich bei einem vorhandenen Signal um ein vorbeiziehendes Objekt oder nur um ein Störgeräusch handelt. Dabei wird jedes potenzielle „Transitsignal“ von mindestens zehn Personen beurteilt und benötigt mindestens 90 Prozent an Zustimmung, um für weitere Untersuchungen in Betracht gezogen zu werden.
Erstes System, dass durch Crowdsourcing entdeckt wurde
Da es unwahrscheinlicher ist, aus Versehen ein falsches Signal von mehreren Planeten gleichzeitig zu erhalten, wurde auch nach multi-planetarischen Systemen gesucht. Auf diese Weise entdeckte man schließlich K2-138. Drei der vier Planeten erhielten dabei eine zustimmende Signal-Beurteilung von 100 Prozent der Teilnehmer, der vierte Planet immerhin noch von 92 Prozent. Dieser Einschätzung folgend forschten Wissenschaftler weiter und fanden den fünften Planeten sowie Hinweise auf einen sechsten. K2-138 ist damit das erste Sternensystem, das komplett durch Crowdsourcing entdeckt wurde.