Das Bild des Astronauten ist das eines unerschrockenen Helden, der sein Leben riskiert und in Gebiete vorstößt, die vor ihm nur wenige betreten haben. Auf der anderen Seite sind Astronauten auch nur Menschen und müssen wie jeder die Toilette aufsuchen. Zu ihrem Pech gestaltet sich das im All nicht nur komplizierter, sondern auch deutlich unangenehmer.
Der Kampf gegen den „lästigen Aspekt der Raumfahrt“
Zu Beginn der bemannten Raumfahrt in den frühen 60er Jahren hatte sich die NASA noch keine großen Gedanken darüber gemacht, wie man als Astronaut das stille Örtchen aufsucht beziehungsweise wie dieses im All zu entleeren ist. Kein Wunder also, dass Alan Shepard, erster Amerikaner im All, 1961 noch auf der Startrampe dazu gezwungen war, in seine Baumwollunterwäsche zu urinieren.
Lösungen für das Dilemma rund um Stuhlgang und Blasenentleerung, das von Ingenieuren als „lästiger Aspekt der Raumfahrt“ beschrieben wurde, waren nötig, aber schwierig zu bewerkstelligen. Eine Reihe an provisorischen Hilfsmitteln wurde deshalb in den Weltraum geschickt:
- Pinkelbeutel
- Windeln
- Toilettensitze zum Anschnallen
- 19.000 US-Dollar teure Toilettenstühle aus Russland
Immerhin sollen die genutzten Apparaturen ab dem Zeitpunkt etwas komfortabler geworden sein, als man endlich verhindern konnte, dass Abfälle in der Schwerelosigkeit umhertrieben.
Toiletten machen auch auf der ISS keinen Spaß
Astronautin Peggy Whitson, die ganze 665 Tage für die NASA im All verbracht hat, sieht das Business Insider zufolge allerdings anders. Für sie war der Toilettengang der am wenigsten erfreuliche Teil ihrer Arbeit in der Schwerelosigkeit.
Heute nutzen Astronauten der ISS beispielsweise zum Wasserlassen einen Toilettenstuhl mit Trichter, der per Ventilator den Urin absaugt. Innerhalb von acht Tagen wird dieser dann in Trinkwasser für die Astronauten umgewandelt.
Geht es dagegen um Stuhlgang, müssen sie ein Untertassen-großes Loch treffen, durch das die Exkremente ebenfalls abgesaugt werden. Verpackt in Platisktüten werden sie regelmäßig mit dem restlichen Müll entsorgt.
Eklig wird es laut Whitson, wenn etwas schief geht und die Toilette eine Fehlfunktion hat. Dann sind Astronauten durchaus auch damit beschäftigt, schwebenden Exkrementen hinterherzujagen.
Es hat sich etwas getan in den letzten 57 Jahren
Auch wenn selbst heutige Vorrichtungen noch verbesserungswürdig erscheinen, hat sich seit 1961 immerhin etwas getan im Bereich der alltauglichen Toilettentechnik. Unangenehm scheint das Thema allerdings trotzdem zu bleiben. Ein kurzer Überblick:
- 1961 zur Zeit Alan Shepards gab ein keinen Plan für Toilettengänge.
- Nachdem sich Shepard zwangsweise in die Hosen gemacht hatte, wurde Astronauten etwas Equipment zum Urinieren zur Seite gestellt. Einiges davon ähnelte allerdings einer Art Kondom für Urin, das in drei Größen zur Verfügung stand. Das Latexgebilde war mit einer Plastikröhre, einem Ventil, einer Klammer und einer Auffangtüte verbunden und war nicht immer dicht.
- Auf der Gemini-Mission der 60er Jahre musste sich die NASA zum ersten Mal mit Exkrementen auseinander setzen. Zu den ersten dafür vorgesehenen Vorrichtungen gehörten einfache Beutel, die den Astronauten im Prinzip an ihr Hinterteil geklebt wurden. „Nachdem er sein Geschäft erledigt hatte, musste das Crewmitglied den Beutel versiegeln und durchkneten. Das war nötig, um die Exkremente mit einem flüssigen Bakterizid zu vermischen und die Fäkalien so bis zu einem gewünschten Grad zu stabilisieren“, so die NASA.
- Auch die Vorrichtungen während der Apollo-Missionen waren nicht viel besser. Hier handelte es sich immer noch um eine Art Beutelsystem. Dazu kam ein „Eindämmungssystem für Fäkalien“, bei dem es sich um „ein Paar Unterhosen mit Lagen an saugfähigem Material“ handelte.
- Mit dem Zeitalter der Spaceshuttles fanden schließlich Frauen ihren Weg ins All. Damit auch weibliche Astronauten im Weltraum Wasserlassen konnten, entwickelte die NASA eine neue Shorts, die Urin bis zu 3,75 Tassen an menschlichem Urin auffangen konnte.
- Die Spaceshuttles selbst wurden mit 50.000 US-Dollar teuren Toiletten ausgestattet, die aufgrund ihrer nur zehn Zentimeter großen Öffnung nicht einfach zu benutzen waren. Astronauten mussten außerdem auf der Erde trainiert werden, um diese Vorrichtungen nutzen zu können. Dazu gehörte auch eine Kamera unter dem Toilettensitz, um das Zielen zu perfektionieren.
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Fun Fact: Von Oktober bis Ende Dezember 2016 veranstaltete die NASA die „Space Poop Challenge“, bei der Teilnehmer Konzepte für „fäkale, Urin- und menstruelle Managementsysteme“ einreichen konnten. Diese sollten in die Raumanzüge der Astronauten integrierbar sein und mindestens einer Dauer von 144 Stunden standhalten können.