Ein ganzer Hurrikan aus unsichtbaren Partikeln soll bald mit der Erde zusammenstoßen. Diese „Dunkle Materie“, die sich rasend schnell auf uns zu bewegt, soll laut Astrophysikern sogar von der Erde aus beobachtet werden können. Tatsächlich besteht bei dem kosmischen Sturm, trotz der vermeintlichen Bedrohung, aber keinerlei Gefahr. Experten betrachten es vielmehr als außergewöhnliche Gelegenheit.
Was ist Dunkle Materie?
Dunkle Materie klingt als Begriff zunächst irritieren, immerhin ließe sich vermuten, dass sie aufgrund ihrer „dunklen“ Eigenschaft im Universum nicht ausfindig zu machen sei. Aber auch diese Materie muss natürlich aus Teilchen bestehen, um Materie zu sein.
Allerdings wissen Physiker zwar, dass sie da ist, das heißt es gibt eine messbare Wirkung. Dennoch ist weiterhin unbekannt, welche Partikel sie tatsächlich ausmachen. Immerhin gibt es zu diesem bisher ungeklärten Mysterium eine Zahl an möglichen Kandidaten, die laut Wissenschaft in Frage kommen:
- schwach wechselwirkende massereiche Teilchen (WIMPs)
- gravitativ interagierende massereiche Teilchen (GIMPs)
- Axions, hypothetische Elementarteilchen, die in der Physik postuliert werden
Hurrikan verspricht Blick auf die mysteriösen Partikel
Die Dunkle Materie, die uns nun im Sturm erobert und sich durch das Sonnensystem bewegt, soll einer Studie von Anfang November zufolge eine Geschwindigkeit von rund 500 Kilometern pro Sekunde aufweisen. Was Wissenschaftler genau in Aufregung versetzt, ist die Chance, durch den bevorstehenden „Hurrikan“ den bisher besten Blick auf die Bestandteile Dunkler Materie werfen zu können.
Das Phänomen selbst ist ein sogenannter Sternstrom mit dem Namen S1, der sich aus unzähligen Sternen, die einst Zwerggalaxien oder Cluster waren, zusammensetzt. Sie wurden durch gravitative Kräfte auseinander gerissen und durchstreifen nun Teile unserer Galaxie. Astronomen sind sich sicher, dass Dunkle Materie als Gravitations-Gerüst von Zwerggalaxien dienen, weshalb ein Sternstrom Anteile davon enthalten müsste. S1 selbst wurde im vergangenen Jahr erst entdeckt und passiert den Weg der Sonne.
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Da S1 seinen Weg direkt durch das Sonnensystem nimmt, wird der Strom auch höchstwahrscheinlich an einigen Detektoren vorbeiziehen, die rund um den Globus installiert wurden. Sie sollen hypothetische Elementarteilchen aufspüren. WIMP-Detektoren werden die Dunkle Materie dagegen wohl nicht wahrnehmen.
Neue Erkenntnis können heutige Sicht des Universums verändern
Die bisher erfolgreichsten Modelle, die das Universum beschreiben, gehen davon aus, dass der Kosmos zu vier Prozent aus regulärer Materie und zu etwa 70 Prozent aus „dunkler Energie“ besteht, die das Universum auseinandertreibt. Der Rest, rund 25 Prozent, ist Dunkle Materie. Wissenschaftler sind sich sicher, dass jede Art von zusätzlichem Wissen über die Struktur dazu beitragen würde, Dunkle Materie selbst besser zu verstehen. Würden hypothetische Partikel oder andere Partikel, die Dunkle Materie ausmachen sollen, entdeckt werden, könnte es den Blick auf unser Universum also fundamental verändern.