Russischen Forschern ist ein wissenschaftlicher Meilenstein gelungen: Sie entwickelten medizinisch nutzbare Atombatterien, die unter anderem in Herzschrittmachern zum Einsatz kommen sollen. Dies gab der russische Kernbrennstoff-Hersteller TVEL in Moskau bekannt. Werden wir dadurch zu tickenden Atombomben? Wir erklären dir, was es mit den Atombatterien auf sich hat.
Atombatterien für den Herzschrittmacher – ja oder nein, danke?
Den Forschern gelang es nach eigenen Angaben, das radioaktive Isotop Nickel-63 in einer Gaszentrifuge auf mehr als 69 Prozent anzureichern. Während der Strom im Atomkraftwerk durch eine Kernspaltung erzeugt wird, erhalten die Atombatterien ihre Energie durch den natürlichen Zerfall künstlicher Radioisotope wie dem genannten Nickel-63 oder auch Tritium.
Warum Atombatterien?
Um in heutigen Herzschrittmachern eingesetzt zu werden, dürfen die Batterien nur wenige Millimeter groß sein. Trotzdem müssen sie in der Lage sein, als langfristige Energiequelle zu dienen. Die nuklearen Batterien aus Russland besitzen angeblich eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren. Pluspunkt ist zudem, dass sie praktisch keine Wartung benötigen. Bisher brauchen medizinische Geräte alle fünf bis zehn Jahre neuen Strom.
Eine nukleare Gefahr für uns?
Das Nickel-Isotop Ni-63 wurde von den Forschern künstlich hergestellt. Mit einer Halbwertzeit von 100 Jahren zerfällt es laut TVEL in eine „sanfte Beta-Strahlung ohne schädliche Gamma-Strahlung“. Der Vorgang sei somit gesundheitlich unbedenklich. Dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zufolge kann bereits eine einfache Plastikverpackung diese Strahlen abschirmen.
Die nuklearen Batterien für den Herzschrittmacher sind nicht der erste Versuch, Atomenergie außerhalb des Kernkraftwerks einzusetzen. „Betavoltaik“ wird die direkte Stromgewinnung aus radioaktiven Zerfall genannt. Laut dem BfS in Salzgitter arbeiten Forschungsgruppen in unterschiedlichen Ländern an der Entwicklung solcher Atombatterien.