Unsere Heimatgalaxie ist noch größtenteils unerkundet – Astronomen arbeiten jedoch stetig daran, das zu ändern. Schon länger häuften sich die Hinweise, dass die Milchstraße weniger eben sein könnte als zunächst angenommen.
Dank einer Studie der Nationalen Astronomischen Observatorien der Chinesischen Akademie (NAOC) in der Provinz Chaoyang ist nun klar, dass die Außenregionen unserer Galaxie in großen Bögen nach oben und unten von der Hauptebene der Sternscheibe abweichen. Doch was bedeutet das überhaupt?
Die Milchstraße: Eine unerkundete Welt
Bisher hatten Forscher Schwierigkeiten, klare Aussagen über unsere Heimatgalaxie zu treffen. Der Grund: Da wir uns mitten in unserer Sternenansammlung befinden, ist es nur schwer möglich, die Milchstraße als Ganzes zu betrachten. Wie genau sie also von einer ebenen Form abweicht, ließ sich bisher nur grob schätzen. Dafür müsste die Entfernung von Sternen oder anderen Objekten im Außenbereich der Galaxie möglichst präzise gemessen werden.
Innerhalb einer neuen Studie hat das Team um den chinesischen Astronomen Xiaodian Chen kürzlich die Positionen von veränderlichen Sternen (sogenannten Cepheiden) ausgewertet. Diese jungen, massereichen Sterne zeigen regelmäßige sogenannte Helligkeitsschwankungen, deren Takt direkt mit ihrer Leuchtkraft verknüpft ist. Die Kombination von Takt und Helligkeit verrät daher recht genau ihre Entfernung der Sterne. Indem sie 1.339 Cepheiden als Positionsmarker nutzten, konnten die Astronomen nun die dreidimensionale Form der Milchstraße und ihrer Außenregionen präziser bestimmen.
Die Milchstraße ist s-förmig
Gas- und Sternenscheibe der Milchstraße sind laut der Ergebnisse der Studie relativ deckungsgleich. Jedoch sind sie vor allen Dingen beide auffällig verbogen. Spiralgalaxien sind normalerweise relativ flach; das ist beispielsweise bei unserer Nachbargalaxie Andromeda der Fall, die man mithilfe eines Teleskopes sehr gut sehen kann. Teile der Milchstraße zeigen jedoch scheinbar nach oben, andere sind nach unten hin ausgebeult.
Die Milchstraße ist somit von der Seite gesehen leicht s-förmig. Die s-förmige Sternenscheibe ist außerdem in einem zunehmend verbogenen Spiralmuster geformt. Die Astronomen der Studie vermuten, dass die Verformung durch Wechselwirkungen mit der Drehbewegung des Milchstraßenzentrums zustande kommt. Diese Information beruht auf Beobachtungen ähnlicher Verformungsmuster bei rund einem Dutzend anderer Spiralgalaxien.
Stellare Bewegungen der Galaxie werden aufgedeckt
Diese Ergebnisse liefern uns eine neue Kartengrundlage für die Erforschung der stellaren Bewegungen in unsere Galaxie und erweitern unser Wissen über die Geheimnisse der Milchstraße. Bist du jedoch bereits gelangweilt von der Milchstraße, so wirf doch mal einen Blick auf diese uralte „Monster-Galaxie“, die Sterne rasend schnell formt. Die unendliche Weite und die vielen Galaxien des Alls kann können jedoch definitiv beängstigend wirken. Erst vor Kurzem rätselten Forscher über den Ursprung eines mysteriösen Signals aus dem All.