Eins direkt vorweg: Die Erde ist eine Kugel. Etwas gegenteiliges zu behaupten ergibt keinen Sinn und ignoriert sämtliche Erkenntnisse, die die Wissenschaft in den vergangenen Jahrtausenden erbracht hat. Und dennoch – eine kleine aber laute Gruppe von Verschwörungstheoretikern, die sogenannten Flat Earther, glaubt fest daran, dass die Erde eine Scheibe ist. Einige Forscher haben sich dem Thema gewidmet und sind der Frage nachgegangen, wie das Leben auf unserem Planeten aussehen würde, wäre er tatsächlich eine Scheibe.
Flat Earth-Verschwörungstheorie: So würde das Leben auf einer Scheibe aussehen
Das Internet ist eine praktische Sache. Nie in der Geschichte der Menschheit ist es so leicht gewesen, Kontakt mit Menschen auf der ganzen Welt aufzunehmen, Informationen auszutauschen oder Wissen abzurufen. Dumm nur, dass diese tolle Technik zusehends auch von Verschwörungstheoretikern genutzt wird, um ihre wirren Theorien zu verbreiten. Eine dieser Theorien, die vor allem in den vergangenen Jahren vornehmlich über Social Media-Kanäle Verbreitung gefunden hat, ist die Theorie der flachen Erde.
Einige Menschen glauben tatsächlich fest daran, nicht auf einem kugelförmigen Planeten zu leben, sondern auf einer Scheibe. Was also wäre, wenn die Erde tatsächlich flach wäre?
Enorme Kräfte würden den Planeten zerreißen
Um einen kosmischen Körper zu einer Scheibe zu formen, müsse man ihn extrem schnell drehen, erklärt David Stevenson, Planetenforscher am California Institute of Technology („Caltech“) in Pasadena. Die Kräfte, die dabei entstehen, würden den Planeten zerstören und ihn in winzige Partikel zerlegen, so der Forscher weiter. Bereits in den 1850er Jahren habe der Astronom James Clerk Maxwell mathematisch nachweisen können, dass eine solide, scheibenförmige Form keine stabile Konfiguration im Kosmos darstelle. Maxwell sagte mit seinen Berechnungen unter anderem voraus, dass die Ringe des Saturns aus vielen kleinen, nicht miteinander verbundenen Teilchen bestehen würden. Wie wir heute wissen, lag er damit genau richtig. Es sind seine Berechnungen, die erklären, wieso es in unserem Universum keine Scheiben in Planetengröße gibt.
Schwerkraft gibt die Form der Planten vor
Selbst wenn man es schaffen würde, die Erde auch ohne schnelles drehen in eine Scheibe zu verwandeln – lange würde diese neue Form unseres Heimatplaneten keinen Bestand haben. Denn die Schwerkraft würde binnen weniger Stunden dafür sorgen, dass unser Planet wieder eine sphärische Form annimmt. Die Schwerkraft „zieht“ gleichmäßig an allen Seiten eines Planeten – eine stabile, feste, scheibenartige Erde ist unter diesen Bedingungen einfach nicht möglich, wie schon Maxwells Berechnungen zeigten.
Blendet man die Schwerkraft einmal aus, wird das ganze jedoch noch schwieriger. Denn ohne sie ergibt plötzlich nichts auf unserem Planeten mehr einen Sinn. Unsere Atmosphäre wäre nicht mehr vorhanden, da sie durch die Schwerkraft an unseren Planeten „gebunden“ wird. Die Schwerkraft ist auch für den Aufbau unserer Erde verantwortlich. Die dichtesten Materialien sinken zum Kern hinab, leichtere Materialien bilden den Mantel und die leichtesten Materialien die Kruste. Ohne diese Schichtstruktur würde sich die Erde vollkommen anderes verhalten, das wiederum hätte Einfluss auf das Magnetfeld der Erde, schreibt livescience.
Keine Basis in der physikalischen Realität
Was das alles mit der Flat Earth-Verschwörungstheorie zu tun hat? Alles, was wir über unseren Planeten wissen, lässt sich nicht mehr anwenden, sobald man seine Form ändert. Eine flache Erde ergibt schlicht und einfach keinen Sinn, auch wenn Flat Earther immer wieder vermeintliche „Erklärungen“ für diese Probleme vorbringen. Dumm nur, dass diese „Erklärungen“ laut Planetenforscher Davis keinerlei Grundlagen in der mathematischen oder physikalischen Realität haben. Als Maxwell in den 1850er Jahren seine Berechnungen zu den Saturn-Ringen anstellte, nutze er dafür allgemeine anerkanntes Wissen darüber, wie Schwerkraft und Rotationskräfte sich auswirken.
Anhänger der Flat Earth-Verschwörungstheorie nutzen zwar auch immer wieder vermeintlich wissenschaftliche Erklärungen um ihre Ansichten zu untermauern – können diese jedoch niemals konstant auf mehrere Objekte gleichzeitig anwenden. Beispielhaft dafür führt der Forscher hier Mond und Erde an. In der echten, wissenschaftlichen Welt, seien beide Gebilde aus einem einzigen Grund rund – wegen der Schwerkraft. Flat Earther müssen jedoch sowohl für den Mond, als auch für die Erde voneinander unabhängige Erklärungen für die jeweilige Form finden – die Schwerkraft ist in ihrer Weltsicht ja schließlich nicht existent.
„Wenn wir (die Wissenschaft) tausend Beobachtungen mit einer Theorie, einer einfachen Theorie, erklären können, ist das besser, als tausend Beobachtungen mit tausend Theorien zu erklären“, sagt Davis und nimmt damit den Flat Earthern den Wind aus den Segeln.
Flat Earther werden wohl auch weiterhin an ihren absurden Ideen festhalten. Das nimmt teilweise amüsante Formen an. So wollten Flat Earther beispielsweise schon zum Rand der Erde laufen und ihre „Erkenntnisse“ live streamen. Auch ein Trip zur Arktis sollte schon genutzt werden, um den Menschen das Ende der Welt zu präsentieren.