Bislang galt es in der Astrophysik allgemein als Konsens, dass Dunkle Energie einen Großteil unseres Universums ausmacht. Berechnungen zufolge würde sie 68 Prozent des Raums ausmachen, während 27 Prozent von dunkler Materie und der sichtbaren Materie, also Sternen, Planeten und anderen Objekten sowie Lebewesen, gerade mal fünf Prozent belegen würden. Nun jedoch beginnen immer mehr Forscher, die Theorie der Dunklen Energie anzuzweifeln.
Dunkle Energie: Existiert sie vielleicht gar nicht?
Konkret haben sich nun Astronomen aus Südkorea und Frankreich zur Dunklen Energie geäußert. Sie sind der Meinung, dass bisherige Berechnungen dieser unbekannten Macht auf einem systematischen Fehler basieren. Gut neun Jahre lang haben die Renegaten mit einem 2,5-Meter-Teleskop das Universum beobachtet und sind sich ihrer Sache sicher.
Die Grundlage nahezu aller Berechnungen zur Dunklen Energie basiert auf Distanzmessungen, die mittels Supernovae des Typs Ia getätigt wurden. Dabei handelt es sich um thermonukleare Supernovae, also Sterne, die explodieren, wenn ihr nuklearer Brennstoff zur Neige geht. Im Gegensatz zu anderen Supernovae findet sich in ihren Überresten jedoch kein überlebender Zentralstern. Aufgrund des Doppler-Effekts leuchten weit entfernte Objekte dabei rötlicher als nahe.
Doch könnten bisherige Messungen dieses Phänomens „ein Artefakt einer brüchigen und falschen Grundannahme sein“. Dem Teamleiter des internationalen Forscherteams Young-Wook Lee von der Yonsei-Universität zufolge habe die Fachwelt systematisch ausgeblendet, dass die Stern-Explosionen seit Anbeginn unseres Universums eine Evolution durchlebt hätten. Sprich: Jüngere Supernovae verlaufen anders als ältere es taten.
Supernovae: Experten fordern weitere Untersuchungen
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, stoßen die Astronomen bei ihren Kollegen jedoch nicht nur auf Zuspruch – sie fordern weitere Untersuchungen. Sollten die Renegaten tatsächlich Recht behalten, würde das nämlich nicht nur einen Großteil der Berechnungen zur Dunklen Energie negieren, sondern die Astrophysik grundlegend revolutionieren.
Auch der leitende Wissenschaftler der Europäischen Südsternwarte ESO, Bruno Leibundgut, ruft daher zur Vorsicht auf. Neben weiteren Untersuchungen verweist er mitunter auf den Beobachtungssatelliten Planck, dessen Messungen zur Dunklen Energie derzeit ausgewertet und voraussichtlich noch 2020 veröffentlicht werden sollen.
Schon der indische Physiker Subir Sarkar stellte Ende 2019 öffentlich die Theorie der Dunklen Energie infrage, bezog sich dabei jedoch auf die Antigravitation, die von ihr ausgehen müsste. „Die Beschleunigung gibt es zwar, aber sie zerrt uns nur in eine Richtung“, so Sarkar. „Was wir beobachten, kann daher nicht die Dunkle Energie sein, denn diese müsste in alle Richtungen wirken.“ Zu den Geheimnissen der Dunklen Materie wiederum wollen Forscher nun einen neuen Zugang gefunden haben.