Nach einer Covid-19-Infektion sollten eigentlich schützende Antikörper in deinem Körper zu finden sein. Doch wie eine neue Studie zeigt, könnte das nicht der Fall sein. Denn bei nur 60 Prozent der Genesenen konnte ein Coronavirus-Schutz in Form von Antikörpern nachgewiesen werden. Forscher erklären, was das für dich bedeutet.
Coronavirus-Schutz: Das bedeuten die fehlenden Antikörper
Bei Antikörpern handelt es sich neben den spezifischen Abwehrzellen um die wirksamste Waffe unseres Immunsystems. Auch gegen den neuartigen Erreger bieten sie uns den ersten Coronavirus-Schutz. Antikörper können sich mit den Proteinen am Virus verbinden. Während einer Infektion entstehen zunächst unspezifische IgM-Antikörper. Etwa drei Wochen später entwickeln sie sich zu IgG-Antikörpern, die auf bestimmte Abschnitte wie das Spikeprotein passen.
Antikörper blockieren die Bindung des Virus mit den Zellen und verhindern auf diese Weise die Vermehrung. Mediziner nennen sie neutralisierende Antikörper. Sie werden im Labor oft isoliert, um die Heilung von Covid-19-Erkrankten zu beschleunigen. Normalerweise bleiben sie dir auch nach einer Genesung erhalten und bieten dir den Coronavirus-Schutz, um eine weitere Infektion abzuwehren.
Forscher untersuchten die Entwicklung der Antikörper
Wie zuverlässig solche Antikörper gebildet werden und wie verlässlich sie wirklich sind, haben Forscher der Medizinischen Universität Wien untersucht. 25 Männer und Frauen wurden zehn Wochen lang nach einer Infektion mit Covid-19 untersucht. Zur Kontrolle der Ergebnisse erfolgte diese Untersuchung auch bei Patienten ohne Erkrankung am neuartigen Erreger. Es wurde beobachtet, wie die Entwicklung der IgM- und IgG-Antikörper sich verhält.
Alle Patienten hatten beide Formen von Antikörpern in ihrem Blut. Die neutralisierenden Antikörper waren häufiger vorhanden, wenn der ehemalige Erkrankte einen schweren Covid-19-Verlauf hatte. Daraus schlossen die Forscher, dass eine längere Erkrankung auch die Produktion von virenspezifischen Antikörpern erhöht. Doch ein ergänzender Versuch machte auf eine Besonderheit aufmerksam.
40 Prozent der Patienten ohne ausreichenden Coronavirus-Schutz
Es wurde noch getestet, wie effektiv die antikörperhaltigen Plasmaproben der Testpersonen sich an das Spikeprotein andocken und damit die Verbindung zu menschlichen Zellen verhindern. Nur 60 Prozent der Patienten bildeten aber tatsächlich diese Form der Antikörper. Bei 40 Prozent fiel dieser Coronavirus-Schutz weg. Die Forscher betonen aber, dass sie nicht ausschließen können, dass die Körper der Patienten nicht vielleicht andere Antikörper produzieren, die einen gewissen Schutz bieten.
Bei fünf der Genesenen wurde bei den Antikörpern im Plasma eine Bindung des viralen Bindungsproteins an den ACE2-Rezeptoren bemerkt. Erstmalig wurde diese Entwicklung in einer Studie beobachtet. Obwohl sie Antikörper hatten, die gegen das Spikeprotein angingen, war dies kein ausreichender Coronavirus-Schutz. Es macht es dem Erreger potenziell leichter, sich im Körper festzusetzen und zu vermehren.
Im Klartext könnte das heißen, dass die Antikörper der Patienten die Bedingungen für den Virus sogar verbessern. Dieser Effekt nennt sich Antibody-Dependent Enhancement (ADE). Die Antikörper greifen den Virus an, ermöglichen aber keine Blockierung. Stattdessen wird es dem Erreger leichter gemacht, in die menschlichen Zellen einzudringen.
Der Patient Null der Corona-Pandemie ist mittlerweile ohne Antikörper. Daraus konnten Forscher Schlüsse für deine Immunität ziehen. Übrigens: Antikörper wurden auch schon als Coronavirus-Schutz in Betracht gezogen.