Veröffentlicht inScience

Die Pest wütete nicht erst im Mittelalter: Forscher glauben an erste Steinzeit-Pandemie

Pandemien hat es in der Weltgeschichte einige gegeben, aber die wohl bekannteste, ist die Pest. Viele lokalisieren den ersten Ausbruch im Mittelalter, doch Forscher sprechen von einer Steinzeit-Pandemie.

Steinzeit
Forscher glauben

Die Pest ist unter den Meisten als Mittelalter-Seuche bekannt, die über Ratten und unhygienische Lebensbedingungen übertragen wurde. Es stimmt, dass die Seuche vor allem im Mittelalter umgangssprachlich als Schwarzer Tod wütete, doch der zuständige Erreger ist schon viel früher entdeckt worden. Forscher haben nun sogar Anzeichen dafür gefunden, dass es eine durch die Pest bedingte Steinzeit-Pandemie gegeben haben könnte, von der wir bisher noch nichts wussten. Historiker sind sich sicher: Vor rund 5.000 Jahren muss etwas dramatisches passiert sein.

Coronavirus: Zukunftsforscher erklärt die Welt nach der Pandemie

Coronavirus: Zukunftsforscher erklärt die Welt nach der Pandemie

Innerhalb weniger Wochen hatte Covid-19 zu Beginn des Jahres 2020 unser Leben auf den Kopf gestellt. Die Lockerungen vermitteln uns mittlerweile wieder ein Gefühl von etwas mehr Normalität im Alltag. Dennoch hat sich mittlerweile einiges für uns verändert. Da stellt sich die Frage, wie unser Leben nach dem Coronavirus aussehen könnte.

Steinzeit-Pandemie: Rottete die Pest um 3000 v.Chr. die Bevölkerung aus?

Archäologen und Historiker sind auf ein dramatisches Ereignis gestoßen, dass sich vor etwa 5.000 Jahren abgespielt haben muss. Irgendeine Katastrophe muss dafür gesorgt haben, das es heute keine Spuren von Menschensiedlungen aus der Zeitspanne zwischen 3500 bis 2800 v. Chr. gibt. Forscher gehen nun davon aus, dass eine Steinzeit-Pandemie für das Sterben einer Vielzahl von Menschen verantwortlich gewesen sein muss. Die verantwortliche Krankheit war ihrer Meinung nach die Pest.

Der Erreger, der für die bekannte Mittelalter-Pandemie verantwortlich war, wurde nämlich schon in einem 4.900 Jahre alten Grab im russischen Nordwestkaukasus gefunden. Die ersten Spuren für die Verbreitung des Erregers in Europa fanden die Wissenschaftler in den Überresten der Jamnaja, einem Nomadenvolk, in Ost-Europa. Die untersuchten Gräber stammen vermutlich aus den Jahren zwischen 3600 und 2300 v.Ch. Johannes Krause, Direktor für Archäogenetik am Max-Planck-Institut, entdeckte eine frühe Form des Bakteriums, dass die Pest verursachte, in den Jamnaja-Gräbern. Ja, auch in etwa 5.000 Jahre alten Überresten lassen sich durch moderne Sequenzierungstechnologien etwaige Erreger in der DNA nachweisen.

Krause ist überzeugt: „Die Steinzeitpest war die erste Pandemie der Menschheitsgeschichte“.

Vermehrter Kontakt begünstigte Steinzeit-Pandemie

Das Jamnaja-Volk war eine mobile Gruppe, die sich über Teile Europas und Asiens erstreckte. Krause geht davon aus, dass der genetische Ursprung des Erregers aus Zentralasien kommt. Durch den Austausch von Völkern gelangte er dann nach Europa. Ein dänischer Archäologe namens Kristian Kristiansen sieht den Ursprung der Steinzeitpest in der Cucuteni-Tripolje-Kultur, in der es üblich war in Massensiedlungen zu leben. So hätte sich die Pest besser verbreiten können. Überreste aus dieser Zeit gäbe es deswegen nicht genügend, weil die Siedlungen niedergebrannt wurden, um den Erreger zu stoppen. Der Pest-Erreger „Yersinia pestis“, der auch die mittelalterliche Beulenpest verursachte, wurde in der Cucuteni-Tripolje-Kultur jedoch nicht nachgewiesen.

Bleiben wir also sicherheitshalber bei den Erkenntnissen von Herrn Krause. Dieser erklärt, dass die genauen Übertragungswege der Steinzeitpest noch nicht bekannt sind. Allerdings wird vermutet, dass sich das Bakterium vor rund 30.000 Jahren in Nagern der eurasischen Steppenlandschaft einnistete, ähnlich wie bei der Beulenpest also, die hauptsächlich über Nagetiere wie Ratten übertragen wurde. Wie genau sich die Pest dann auf Menschen übertragen konnte, ist unklar. Eine Pandemie wurde allerdings erst durch den Austausch und vermehrten Kontakt von Menschengruppen begünstigt, erklärt Spektrum. Zudem nimmt Krause an, dass es vor etwa 5.500 Jahren einen „intensiven West-Ost-Austausch“ gegeben hat.

Vor der Beulenpest kam die Lungenpest

Von Mensch zu Mensch hat sich die Pest dann über Tröpfchen verbreitet. Daher gehen die Forscher davon aus, dass es sich um die Art der Lungenpest gehandelt hat. Die spätere Beulenpest hat sich durch Nagetiere übertragen. Die Forscher nehmen an, dass sich die damalige europäische Bevölkerung halbierte. Übrigens hat die Pest damals vor allem Männer ihr Leben gekostet. Auch bei der Coronavirus-Pandemie sind Männer in der Regel schlechter dran als Frauen.

Die Pest wurde dann für einige Jahrhunderte verdrängt – zumindest in ihrer Steinzeitform. Der Erreger veränderte sich und kam spätestens vor 3.800 Jahren als Beulenpest zurück. Um 770 verschwand die Pest allerdings für einige Jahre und kam erst etwa 1347 als Schwarzer Tod zurück. Bis 2013 haben Forscher geglaubt, dass die Pest ihre Ursprünge im Mittelalter hat. Die Pest gibt es im Übrigen auch heute noch: Ein komplettes Dorf in der Mongolei musste kürzlich wegen der Beulenpest abgeriegelt werden.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.