Die Rate von Supernovae in unserer lokalen galaktischen Nachbarschaft innerhalb einer Entfernung von etwa 100 Parsec von der Erde wird auf eine alle zwei bis vier Millionen Jahre geschätzt. Sowohl die zeitlichen als auch die räumlichen Maßstäbe, von denen wir dabei ausgehen, sind für einen Menschen kaum bis gar nicht vorstellbar – aber messbar. So können Wissenschaftler auch mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wir uns gerade jetzt, in diesem Moment, durch die Überreste einer ebensolchen Sternexplosion bewegen.
Die Erde „surft“ durch Supernova-Überreste
Auch Sterne haben kein ewiges Leben. Irgendwann geht ihnen der Treibstoff aus und sie explodieren auf spektakuläre Art und Weise. Genannt wird ein solches Ereignis „Supernova“. Auch weiße Zwergsterne, die sich eng umkreisen, können sich zu Supernovae entwickeln. Die Explosion beendet nicht nur das Leben des Sterns, sondern schleudert auch alle möglichen Elemente, die im Stern gespeichert sind und von ihm produziert werden, ins All.
Durch die Untersuchung von radioaktivem Staub, der sich auf dem Meeresboden abgelagert hat, haben Forscher entdeckt, dass sich die Erde durch die Überreste einer gewaltigen Sternexplosion bewegt. In den vergangenen 33 Tausend Jahren hat dieser Supernova-Überrest ein seltenes Eisenisotop auf unserem Planeten verbreitet. Schon im Sommer 2020 wurde die entsprechende Studie im Fachjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) veröffentlicht.
Anton Wallner von der Australian National University und sein Team erklären darin, dass das Vorhandensein des radioaktiven Isotops Eisen 60 (Fe-60) ein Beweis dafür sei, dass die Erde durch Trümmer einer Sternexplosion wandert. In unserem Meeresboden befinde sich demnach eine große Menge dieses Isotops. „Es könnte plausibel sein, dass das Vorhandensein der Partikel, von denen wir sprechen, darauf zurückzuführen ist, dass die Erde in einer Spur von Supernova-Trümmern ’surft'“, so Wallner. „Wir durchqueren einen Bereich unserer Galaxie, der Lokale Interstellare Wolke genannt wird und der aus Gas, Staub und Plasma besteht.“
Forscher schließen irdischen Ursprung aus
Die fossilen Überreste, aus denen Fe-60 analysiert wurde, stammen aus der Zeit vor etwa 33 Tausend Jahren und es sei unwahrscheinlich, dass es sich um eine Ablagerung ausschließlich terrestrischer Natur handelt. Um ein Isotop irdischen Ursprungs zu sein, hätte es sich bereits vor 4,5 Milliarden Jahren, als sich die Erde zu bilden begann, mit den Gesteinen des Planeten absetzen müssen. Fe-60 habe allerdings keine so lange Lebensdauer und zerfällt nach etwa 15 Millionen Jahren. Es müsse also „vom Himmel gefallen“ sein und sich über die Jahrtausende abgelagert haben.
Zur Bestätigung dieser These lassen sich auch neuere Funde aus der Antarktis aufführen, wo Fe-60 in den Schnee- und Eisschichten nachgewiesen wurde, das vor nicht mehr als zwanzig Jahren dort gelandet sein muss. Den Forschern zufolge muss diese Menge des Isotops jedoch nicht unbedingt von derselben Supernova stammen, sondern könnte eine Anhäufung verschiedener Explosionen sein, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. „Diese Wolke könnte sich aus den Überresten früherer Supernova-Explosionen gebildet haben, die nicht weiter als 300-400 Lichtjahre entfernt waren“, erklären sie.
Supernovae und Hypernovae, also Sternexplosionen, mit einer elektromagnetisch abgestrahlten Energie von mehr als 10 Joule, stellen ein atemberaubendes, aber auch beängstigendes Schauspiel dar. Käme es etwa in näherer Umgebung unseres Sonnensystems zu einem solchen Ereignis, würde der daraus resultierende Gammablitz das gesamte Ökosystem der Erde aus den Fugen bringen und ein neues Massensterben herbeiführen.