Schon 2006 haben Wissenschaftler:innen dem Pluto seinen Planetenstatus aberkannt. Das heißt aber längst nicht, dass wir schon alles über den Himmelskörper wissen. Tatsächlich gibt es eine Frage, die die Astronomie seit Jahren beschäftigt: Was sind das eigentlich für rote Flecken, die man auf Pluto-Bildern erkennen kann? Eine Antwort darauf gab es schon mal. Doch stellt eine neue Studie ebendiese in Frage.
Der Pluto…
… ist ein Zwergplanet, der im äußeren Teil des Sonnensystems kreist. Er wurde 1930 von Clyde Tombaugh entdeckt und galt 76 Jahre lang als der neunte Planet im Sonnensystem. Sein Status als Planet wurde ab 1992 in Frage gestellt, nachdem mehrere Objekte ähnlicher Größe im Kuipergürtel entdeckt worden waren. Im Jahr 2006 wurde ihm dieser schließlich aberkannt.
Pluto: Bilder führen zu vager Theorie
Während eines Vorbeiflugs der New Horizons-Sonde im Jahr 2015 entdeckten Forscher eine dunkelrötliche Equatorialregion auf dem Zwergplaneten. Sie tauften das Gebiet, das sie auf den Pluto-Bildern erkennen konnten, Cthulhu. Damals wurde vermutet, es könne sich dabei um ein Material handeln, das sich einst aus der Ablagerung photochemischer Aerosolen bildete. „Photochemisch“ bedeutet, dass eine chemische Reaktion durch Licht hervorgerufen wird. Diese Aerosole sollten durch bestimmte Prozesse in der hohen Atmosphäre des Pluto entstehen, so die Theorie.
Doch scheint dies nicht ganz die Lösung des Rätsels gewesen zu sein. Im Rahmen einer neuen Studie haben die Wissenschaftler:innen die Hyptothese weiteruntersucht, in dem sie New Horizons Spektren mit Labor-Reflexionsmessungen von Analoga von Plutos Aerosolen (Pluto-Tholine) verglichen haben. Gesammelt wurden diese sowohl im sichtbaren als auch im nahen Infrarot.
Bei Tholinen handelt es sich um eine rötlich braune Mischung aus komplexen Molekülen auf Basis von Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff. Sie bilden sich meist unter Einfluss von ultravioletter (UV)-Strahlung und Sonnenwinden in der Atmosphäre von Gasplaneten, Monden und Kometen.
Laborversuche werfen neue Fragen auf
„Aus den rekonstruierten Reflexionsspektren und dem direkten Vergleich mit New Horizons-Daten wird gezeigt, dass einige dieser Tholine die photometrische Ebene (d.h. das Reflexionskontinuum) im nahen Infrarot recht gut reproduzieren“, schreibt das Team. Nichtsdestotrotz bleibe eine Fehlanpassung der roten sichtbaren Steigung bestehen. Tholine-Absorptionsbanden, die in den modellierten Spektren vorhanden sind, würden wiederum in denen fehlen, die von den New Horizons-Instrumenten gesammelt wurden.
Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass die synthetisierten Tholine etwas mehr Licht absorbierten als die Cthulhu-Makula. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Tholine nicht für den beobachteten roten Fleck verantwortlich sind. Es spricht aber dafür, dass etwas anderes im Spiel sein könnte.
Weitere Untersuchungen nötig
„Es werden mehrere Hypothesen in Betracht gezogen, um das Fehlen dieser Absorptionsmerkmale in den LEISA-Daten zu erklären, nämlich Effekte hoher Porosität oder GCR-Bestrahlung“, heißt es weiter. „Die Bildung hochporöser Strukturen, die derzeit unser bevorzugtes Szenario ist, könnte entweder durch Sublimation von Eis, das ursprünglich mit den Aerosolen vermischt war, oder durch sanfte Ablagerung unter der schwachen Schwerkraft Plutos gefördert werden.
Übrigens war der Zwergplanet Pluto nicht immer mit Eis bedeckt. Einst soll er sogar flüssiges Wasser beherbergt haben. Sogar einen unterirdischen Eis-Ozean vermuten Forscher:innen auf dem Pluto. Bilder gibt es davon allerdings noch nicht.
Quelle: Icarus (via ScienceDirect)