Von allen Planeten, die Forscher:innen bisher entdecken und untersuchen konnten, verfügt einzig und allein unsere Erde über eine aktive Plattentektonik. Jetzt konnte jedoch herausgefunden werden, dass auch die Oberfläche des Planeten Venus alles andere als starr und unbeweglich ist.
Planet Venus: Der lebensunfreundliche Zwilling der Erde
Während der Großteil der Wissenschaftler:innen von der NASA mit den Vorbereitungen für die erste Landung eines Menschen auf einem fremden Planeten beschäftigt ist, wenden sich Andere schon dem nächsten Projekt zu: dem Planeten Venus. Sie ist der nächste Nachbar unseres Heimatplaneten und liegt zwischen 40 und 260 Millionen Kilometer näher an der Sonne als die Erde (abhängig von der Umlaufbahn). Das ist auch der Grund, warum auf ihrer Oberfläche Temperaturen von etwa 475 Grad Celsius herrschen, womit der Planet für Menschen eine äußerst lebensfeindliche Umgebung bietet und unbewohnbar ist.
Schon gewusst? Der Planet Venus hat seinen Namen von der gleichnamigen römischen Göttin der Liebe und der Schönheit bekommen. In der griechischen Mythologie ist ihr Gegenstück die Göttin Aphrodite.
Trotzdem wird der Planet Venus häufig als ein „Zwilling der Erde“ bezeichnet, weil sie sich in vielerlei Hinsicht ähnlich sind. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Planeten konnte jetzt im Rahmen einer Studie aufgedeckt werden.
Forscher entdecken Hinweise auf „Eisschollen-Tektonik“
Wie auch auf der Erde ist die Oberfläche des Planeten Venus keinesfalls starr. Stattdessen gibt es dort eine Menge Bewegung. Das fand der Forscher Paul Byrne mit seinem Team von der North Carrolina State University heraus. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) der USA.
Die Forscher:innen werteten Radardaten aus und untersuchten die tektonischen Strukturen der Planetenoberfläche. Dabei entdeckten die fast 60 Formationen (die sogenannten Campi). Risse in der Kruste legten den Schluss nahe, dass sie sich gedreht oder seitlich verschoben hatten. Laut den Forschern lässt sich dass mit Eisschollen im Packeis vergleichen, die sich gegenseitig anstoßen und verschieben.
Gibt es noch mehr Planeten mit Plattentektonik?
Diese tektonische Aktivität auf der Venus ist nicht mit der Plattentektonik auf der Erde vergleichbar, denn die Kruste des Planeten ist viel zu weich, um echte Platten ausbilden zu können. Trotzdem handelt es sich dabei um einen äußerst wichtigen Fund. Laut dem Team könnten uns die Erkenntnisse dabei helfen, die Venus und ihre geologische Beschaffenheit besser zu verstehen. Außerdem könnte es ein Hinweis darauf sein, dass auch andere venusähnliche Planeten außerhalb unseres Sonnensystems über eine solche Tektonik verfügen könnten.
Schon früher wurde auf der Oberfläche des Planeten Venus außergewöhnliche geologische Vorkommen entdeckt. So dürfte ein Gestein eigentlich gar nicht existieren. Zwischen den Jahren 2028 und 2030 will die NASA zwei neue Missionen zum Planeten Venus unternehmen.
Quelle: PNAS, BBC, Spektrum