In der Wissenschaft macht man sich schon länger Gedanken, ob ein Multiversum möglich ist und fragt sich auch, wie es aussehen könnte. Wir erklären dir im Folgenden den bisherigen Stand der Forschung und klären ebenfalls die Frage, ob die potentiellen Parallelwelten so wie aus Marvel-Filmen und -Serien sein könnten.
Multiversum: Was bedeutet der Begriff?
Anders als in Film und Fernsehen dargestellt, meint das Multiversum eigentlich nur, dass es neben unserer Galaxie noch weitere gibt. Der Begriff legt dabei nicht fest, wie diese anderen Universen aussehen. Sind sie wie unseres? Oder herrschen dort ganz andere physikalische Gegebenheiten?
Noch in den neunziger Jahren schätzten Astronom*innen die Anzahl der Galaxien im Universum auf etwa 100 Milliarden Stück. Dieses Bild wurde jedoch einige Zeit später bereits revidiert, weil ein Großteil der Galaxien nicht im sichtbaren Bereich unser Milchstraße liegen. So entstand durch mathematische Modelle eine geschätzte Anzahl von einer Milliarde Galaxien, die unser Universum beherbergen soll.
Inflationstheorie: So sind verschiedene Universen möglich
Allerdings könnte es auch unendlich viele Universen geben, die sich folglich zu einem Multiversum vereinen. Diese Idee fußt auf der Theorie der sogenannten Inflation. Demnach ist das, was wir als Weltall kennen, in einem Milliarden-Bruchteil einer Sekunde entstanden. In einer Zeit, die viel kürzer ist als ein Augenblick, schwoll das Universum von einem Punkt unendlicher Dichte zu einem Universum an.
Die beispiellose Ausdehnung von Raum und Zeit nennt sich also Inflation. Dieser Prozess soll in einer Art Blase vonstatten gehen. Aber wir können nicht einmal ihr komplettes Ausmaß erkennen, was den endgütligen Beweis für ein Multiversum besonders herausfordernd macht. Einem mathematischen Modell nach ist der von uns aus nicht einsehbare Teil des Universum 1052-mal größer, als jene 90 Milliarden Lichtjahre, die wir mit modernster Technik beobachten können.
Im Sinne der ewigen Inflation ist dieser Prozess des wachsenden Universums noch nicht abgeschlossen – und wird auch nie abgeschlossen sein. Stattdessen sollen sich der Hypothese nach Teile unseres Universums wie Seifenblasen von einer Schaumkrone ablösen und ein eigenes Universum bilden. Somit bestünde das Multiversum aus einer unendlichen Anzahl solcher Blasenuniversen.
Die abgetrennten Universen würden sich mit Überlichtgeschwindigkeit von einem anderen Universum fortbewegen. Manche Astrophysiker*innen vermuten daher, dass der Urknall eben aus einer solchen Expansion eines anderen Universums entstanden sei. Und weil sich die Universen mit einer solch enormen Geschwindigkeit voneinander wegbewegen würden, könnten wir sie auch niemals erreichen, geschweige denn den Kern des Urknalls erreichen.
Paralleluniversum wie bei Marvel: Verschiedene Zeitstränge und Versionen von uns?
Marvel begibt sich mit Filmen und Serien immer mehr in das Spektrum des Multiversums. Etwa in der Serie „Loki“ (2021) kann man zwischen verschiedenen Zeitsträngen wechseln, die eine Parallelwelt eröffnen. Generell wird das Thema Multiversum bzw. Paralleluniversum bei Marvel oft mit Zeitreisen und dem Wechsel zwischen recht ähnlichen Welten dargestellt.
Die Ereignisse in „Spider Man: No Way Home“ (2021) konzipieren das Multiversum als verschiedene Welten mit ähnlichen Abläufen. Menschen sehen aus wie Menschen und die ganze kulturgeschichtliche Entwicklung hat dennoch dazu geführt, dass zumindest zwei andere Welten ebenfalls einen Spider Man hervorgebracht haben. Doch ist das grundlegend möglich?
Die Antwort lautet simpel ausgedrückt: Ja. Weniger simpel und etwas unbefriedigender für Marvel-Fans: Wir wissen es nicht. Bisher haben wir ein so begrenztes Wissen über unser Universum und wie es funktioniert, dass man nur in Theoriegebilden denken kann.
Fremde Galaxien bereisen: Das Reisen zwischen den verschiedenen Universen wird uns jedoch wahrscheinlich versagt bleiben. Physiker Albert Einstein sagt mit seiner Relativitätstheorie aus, dass wir nicht schneller als das Licht reisen können. Durch die massive und rasche Inflation des Universums erreicht nicht einmal das Licht aus unserer Galaxie andere Welten.
Multiversum könnte unser Universum kopieren
Nicht nur könnte es in einem Multiversum unzählige voneinander getrennte Universen geben, sondern diese auch noch kopieren. In jedem Universum könnte die Anordnung von Materie und Energie nach anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten stattfinden.
So entdeckten Wissenschaftler*innen der NASA 2020 in der Antarktis Anzeichen für ein solches Paralleluniversum. Die Forschenden stellten verblüfft fest, dass sich dort aufgespürte Elementarteilchen ganz anders verhielten als sie es im Rest des Universums tun.
Würde sich die Kombination physikalischer Rahmenbedingungen jedoch erschöpfen, könnte die Theorie eines unendlichen Multiversums nur dann aufgehen, wenn sich der Aufbau von Universen wiederholen würde. Dieser Gedankengang bedeutet in letzter Konsequenz, dass es von unserem Universum weitere identische Kopien geben müsse. Jedoch bedeutet das ebenfalls, dass es im Multiversum etliche Galaxien gibt, die ganz anders funktionieren und alles, was wir kennen, auf den Kopf stellen würden.
Quellen: FAZ, Space.com, eigene Recherche, Vice
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