Auch nach Jahrzehnten der intensiven Forschung haben wir längst nicht alle Fragen zu den Anfängen des Weltalls klären können. Neue Untersuchungen sollen aber genau bestimmen können, wann das „Morgrauen“ sein Ende fand. Damit kommt die Wissenschaft der Entstehung des Universums ein weiteres Stück näher.
Wann war die Entstehung des Universums „vorbei“?
Sarah Bosman arbeitet in der Abteilung für Galaxien und Kosmologie am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA). Unter ihrer Leitung veröffentlichte ein internationaler Zusammenschluss aus Forscherinnen und Forschern Anfang Juni eine Studie, die sich einer wichtigen Frage widmet. Das Team wollte herausfinden, wann das neutrale Wasserstoffgas zwischen den Galaxien, das beim Urknall entstand, vollständig verglühte.
Dutzende Millionen Jahre lang war unser Universum nach seiner Geburt von Wasserstoff umhüllt. Eine genaue zeitliche Einordnung soll dabei helfen, die Entstehung des Universums sowie seine anschließende Entwicklung besser zu verstehen. Bislang gelang das lediglich in Form grober Schätzungen auf Basis ungenauer Daten.
Das Team des MPIA machte sich das Licht diverser ferner Quasare zunutze. Sie analysierten die Signaturen genau und stellten fest: Die letzten großen Wasserstoffnebel verglühten viel später als zunächst angenommen. Konkret legten die Forscherinnen und Forscher einen Zeitpunkt gut 1,1 Milliarden Jahre nach dem Urknall fest.
Team erbringt „bisher stärksten Beweis“
„Ich bin fasziniert von der Vorstellung, dass das Universum verschiedene Phasen durchlaufen hat, die zur Entstehung der Sonne und der Erde führten“, erklärt Bosman. „Es ist ein großes Privileg, ein neues kleines Stück zu unserem Wissen über die kosmische Geschichte beizutragen.“
Vor einigen Jahren noch habe man gedacht, die Reionisierung sei fast 200 Millionen Jahre vorher abgeschlossen gewesen, ergänzt Frederick Davies, ebenfalls Astronom am MPIA und Mitautor der Studie. „Jetzt haben wir den bisher stärksten Beweis dafür, dass der Prozess viel später endete, während einer kosmischen Epoche, die mit den Beobachtungseinrichtungen der heutigen Generation leichter zu beobachten ist.“
Quellen: „Hydrogen reionization ends by z = 5.3: Lyman-α optical depth measured by the XQR-30 sample“ (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 2022); Max-Planck-Gesellschaft
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