Nicht nur ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte im Verlauf des Ukraine-Kriegs vor den Folgen einer Nuklearkatastrophe. Grund dafür ist die Besetzung des größten Atomkraftwerks in Europa, des AKW Saporischschja. Schon im Vorfeld gab es Sorge vor einem Atomkrieg, der durch den Konflikt ausgelöst werden könnte. Forschende zeigten kürzlich durch verschiedene Konfliktszenarien, was das für die Menschheit bedeuten würde.
Ukraine-Krieg: Russland soll „atomaren Terror“ begehen
„Jeder radioaktive Zwischenfall im Atomkraftwerk Saporischschja könnte auch zu einem Schlag gegen die Staaten der Europäischen Union und gegen die Türkei und gegen Georgien und gegen die Staaten weiter entfernter Regionen werden“, erklärte Selenskyj in einer Videobotschaft am 15. August.
Das von Russland besetzt AKW wird seit Tagen beschossen. Beide Seiten sehen sich dabei in der Verantwortung. Dabei wirft die Ukraine Russland mit dem Beschuss „atomaren Terror“ vor, während Russland von Angriffen ukrainischer „Terroristen“ spricht. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte indes „ernsthafte Sorge“ wegen der aktuellen Lage. Immerhin, so Expert*innen zufolge, sei noch keine erhöhte Radioaktivität registriert worden.
Worst Case: Atomkrieg zwischen Russland und den USA
Während Selenskyj die internationale Gemeinschaft vor einer Atomkatastrophe ähnlich der von Tschernobyl 1986 warnt, untersuchten Forschende kürzlich, welche Ausmaße ein moderner Atomkrieg annehmen würde.
Erstellt wurde die Studie nachdem es durch den russischen Ukraine-Krieg zu Konflikten zwischen den USA und Russland gekommen war. Der russische Außenminister Sergei Lavrov warnte bereits im April vor einem „ernsthaften“ Risiko eines Atomkriegs.
Bloomberg zufolge könnten bei einem solchen Ereignis fünf Milliarden Menschen sterben, wenn man die darauf folgende Hungersnot mit einberechnet. Diese würde – ausgelöst durch den sonnenverdunkelnden Ruß in der Atmosphäre – die Todesfälle durch den tödliche Explosion weit übersteigen.
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Unter den sechs analysierten Konfliktszenarien stellte sich ein Atomkrieg zwischen den USA und Russland als am potentiell gefährlichsten heraus. Mehr als die Hälfte der Menschheit würde dadurch zugrunde gehen, heißt es laut der Studie, die von Wissenschaftler*innen der Rutgers University im Journal Nature Food veröffentlicht wurde.
Ruß in der Atmosphäre als Indikator für Fatalitäten
Die angestellten Schätzungen basieren auf Berechnungen, wie viel Ruß durch Feuerstürme in die Atmosphäre eintreten würde. Selbst ein vergleichsweise kleiner Anteil hätte dabei katastrophale Auswirkungen auf die globale Lebensmittelproduktion. Im Falle eines Atomkriegs zwischen den USA und Russland fiele diese laut Schätzungen um bis zu 90 Prozent innerhalb von drei bis vier Jahren.
„Die Daten sagen uns eines“, erklärt Co-Autor Alan Robock, Professor für Klimawissenschaften an der Fakultät für Umweltwissenschaften der Rutgers University. „Wir dürfen einen Atomkrieg nie passieren lassen“.
Quellen: FAZ, Bloomberg
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