Es viele verschiedene Allergien auf der Welt. Und ganz egal, ob es Wespen, Katzen oder bestimmte Nahrungsmittel sind – sie sorgen allesamt für teils unangenehme, mitunter aber auch lebensbedrohliche Symptome. Umso kurioser und sicherlich auch ärgerlicher für einen Patienten muss es sein, dass dieser nach einem Orgasmus ebenfalls eine allergische Reaktion zeigt. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene Krankheit.

Orgasmus-Allergie oder: Das Post-Orgasmic-Illness-Syndrome

In einer neuen Studie beschreiben die Forschenden den Fall eines 27-jährigen Mannes, der im Alter von 18 Jahren das erste Mal grippeähnliche Symptome sowie Nesseln auf seinem Arm nach dem Orgasmus entwickelte. Aufgrund dessen lebte er für viele Jahre sexuell abstinent.

Wie sich herausstellte, handelte es sich bei seiner Krankheit um das sogenannte Post-Orgasmic-Illness-Syndrome (POIS). Hierbei kommt es nach dem Orgasmus zu Auffälligkeiten wie bei einer Grippe oder Heuschnupfen: Müdigkeit, juckende Augen, eine verstopfte oder laufende Nase und sogar Gedächtnisprobleme. Innerhalb von Sekunden treten die Beschwerden auf, manchmal dauert es einige Stunden. Dann können sie aber zwischen zwei bis sieben Tage anhalten.

POIS: Sehr selten und unerforscht

POIS ist sehr selten und von daher kaum erforscht. In den USA schätzen die National Institutes of Health, dass aktuell weniger als 1.000 Menschen davon betroffen sind. In der medizinischen Literatur gibt es sogar nur weniger als 60 gemeldete Fälle.

Die Bezeichnung als Allergie besteht natürlich aufgrund der Ähnlichkeit zu anderen Allergien, ist aber per se noch gar nicht wissenschaftlich belegt. Es gibt allerdings Hinweise auf eine übersensible Reaktion auf etwas im Sperma. Zum Beispiel haben die meisten Männer mit POIS positiv auf einen Pricktest reagiert, wenn ihr Samen als Allergen genutzt wurde.

Ursachen für POIS bleiben rätselhaft

Eine Theorie besagt, dass Spermazellen eine Immunreaktion auslösen, weil sich in ihnen nur halb so viel des genetischen Materials befindet wie in den meisten anderen Zellen. Allerdings haben auch sterile Personen POIS entwickelt, von daher muss die Ursache woanders liegen.

Im Beispiel des 27-Jährigen fingen die Symptome erst an, nachdem er sich von einer akuten Nebenhodenentzündung erholt hatte. Diese wird für gewöhnlich durch eine Infektion des Urintraktes oder durch eine bakterielle Geschlechtskrankheit ausgelöst. Man spekuliert, dass die Entzündung eine Kettenreaktion ausgelöst haben muss, die letztendlich zu POIS führte.

• Übrigens: Sofern du nicht zu den ganz seltenen Fällen mit POIS gehörst, solltest du hin und wieder Selbstbefriedigung anwenden. Diese hat einer Studie nämlich einen sehr wichtigen Effekt auf die Gesundheit.

Noch keine offizielle Behandlung – aber es gibt trotzdem Hilfe

Gegen POIS gibt es offiziell noch keine Behandlung. Für ihre Studie haben die Expertinnen und Experten jedoch Antihistaminika ausprobiert. Ihr erster Versuch schlug fehl, aber dann schwenkten sie auf das Antiallergikum Fexofenadin um, das in den USA frei verkäuflich ist, in Deutschland laut Gokapsel.de aber rezeptpflichtig ist.

Gleichzeitig wiesen sie den Mann an, langsam die Zahl der Orgasmen zu erhöhen. Mit der Zeit berichtete er von einem Rückgang der Symptome um 90 Prozent. Die Forschenden glauben, dass Fexofenadin deshalb anschlug, weil seine Wirkung länger anhält und nicht-sedativ wirkt. Ob es auch dauerhaft als Wundermittel bei Krankheitssymptomen nach dem Orgasmus herhalten kann, müssen weitere Forschungen zeigen.

Quelle: „Post orgasmic illness syndrome successfully managed with antihistamine: A case report“ (Urology Case Reports, 2022), National Institutes of Health, Gokapsel.de

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