Schwarze Löcher haben eine gewaltige Gravitation. Alles, was sich in seine Nähe wagt, wird daher nicht bloß eingesaugt, sondern regelrecht zerquetscht. So passierte das auch bei einem Stern, der von dem Objekt entsprechend verschlungen wurde. Dabei entstand ein heller Jet, in Fachkreisen nennt sich das Tidal Disruption Event (TDE). Unter normalen Umständen bekommen wir diese Ereignisse nicht zu Gesicht. Doch in diesem Fall deutet der Energiestrahl direkt auf die Erde.
Schwarzes Loch „spaghettisiert“ Stern
Als der Stern vom Schwarzen Loch eingesaut wurde, zerriss dieser nicht nur. Stattdessen würde er „spaghettisiert“. Damit ist gemeint, dass die Materie, sobald sie den Ereignishorizont des Schwarzen Lochs passierte, in lange Fäden auseinander gezogen wurde – ähnlich wie das beliebte Nudelprodukt.
Aus diesem TDE ging jedoch noch eine weitere Sache hervor: Nachdem der Stern vom Schwarzen Loch eingesogen wurde, bildete sich ein paariger Jet. Dieser besteht aus beschleunigtem Plasma und energiereicher Strahlung, wie Focus online erklärt. Forschende wussten bereits um dieses Phänomen, allerdings war es bisher nur schwer möglich das spezielle TDE zu beobachten.
Nicht verwunderlich also, dass der Astronom Igor Andreoni, der das Ereignis im Februar 2022 durch das Zwicky Transient Facility (ZTF) beobachtete, seine Kollegen fragte: „Erleben wir gerade einen erneuten Urknall?“. Schnell gelang es Andreoni und Kolleg*innen jedoch die wahre Ursache des extrem hellen Plasmastrahls zu entschlüsseln.
Beobachtungen in allen Wellenlängen möglich
Bei näherer Betrachtung des Ereignisses waren die Forschenden vollkommen aus dem Häuschen. Es gelang nicht nur ein solch seltenes Event überhaupt zu beobachten, sondern die Datenlage war außergewöhnlich gut.
Das liegt daran, dass dieses TDE des Schwarzen Lochs direkt auf die Erde gerichtet ist. So konnten Teleskope Aufzeichnungen des Energiestrahls in vielfältigen Wellenlängen anfertigen.
„Das ist beispiellos“, gibt Andreoni gegenüber vice zu. Durch die zusätzlichen Informationen, die auch den sonst gut verborgenen Bereich der Gammastrahlung einschließen, erhofft man sich diese exotischen Weltraum-Ereignisse besser verstehen zu können.
Ungewöhnlich starker Ausbruch
Nun arbeiten mehrere Forschungsteams daran, den Jet zu entschlüsseln. Bisher weiß man, dass das auslösende Schwarze Loch circa 8,5 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sein muss. Zudem scheint der Strahlenausbruch außergewöhnlich stark gewesen zu sein. Darauf deutet die Rotverschiebung der gemessenen Strahlenfrequenzen hin.
„Dieses Ereignis war 100-mal stärker als das stärkste bekannte Nachglühen eines Gammastrahlenausbruchs„, fasst MIT-Mitarbeiter Dheeraj Pasham die Ergebnisse zusammen. Hinzu kommt, dass der auf die Erde gerichtet Jet mit 99,9 Prozent der Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist.
Ursächlich für diese rasche Fortbewegung ist jedoch nicht wie sonst ein starkes Magnetfeld. Stattdessen gehen die MIT-Forschenden bisher davon aus, dass das Schwarze Loch sich um sich selbst gedreht haben muss, als es den Stern verschlungen hat. Das macht das Ereignis noch außergewöhnlicher, da dies nur selten zu beobachten ist.
Quelle: Focus, vice
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