Eine außerirdische Welt namens VHS 1256 b wurde nur 70 Lichtjahre von der Erde entfernt entdeckt. Es ist einer der seltsamsten Exoplaneten, die die Menschheit bislang zu Gesicht bekam. Er hat eine Masse, die dem 20-fachen des Jupiter entspricht, ist heiß genug, um Aluminium zu schmelzen, und umkreist alle 10.000 Jahre nicht nur einen, sondern zwei Sterne. VHS 1256 b wird zudem von einem ständigen, stürmischen Sandsturm heimgesucht und seine Atmosphäre ist voll von Silikatkörnern, die in der Welt umherschwirren.
Exoplanet erinnert an Tatooine
Ein Team um die Astronomin Brittany Miles von der University of Arizona hat mit dem James Webb Space Telescope (JWST) die bisher genauesten Beobachtungen von VHS 1256 b gemacht. Die Forschenden haben viele Bestandteile der Atmosphäre des Planeten identifiziert, darunter eindeutige Nachweise von Methan, Kohlenmonoxid, Wasser und Kohlendioxid.
Die Masse des Exoplaneten liegt an der Grenze zwischen Riesenplaneten und Braunen Zwergen. Die Astronominnen und Astronomen vermuten, dass er durch einen Wolkenkollaps entstanden ist. Der große Abstand von VHS 1256 b zu seinen beiden Sonnen deutet darauf hin, dass er sich anders als andere Planeten gebildet hat. Seine genaue Beschaffenheit ist noch unbekannt.
Gleich zwei Faktoren dürften jedoch vor allem Fans des „Star Wars“-Franchise aufhorchen lassen. Mit seinen zwei Sternen und die Oberfläche heimsuchenden Sandstürmen erinnert der Planet im ersten Eindruck an Tatooine, die Heimat der Skywalkers. Bislang weist allerdings nichts darauf hin, dass VHS 1256 b außerirdisches Leben beherbergen könnte.
Eine neue Hoffnung für künftige Analysen
„VHS 1256 b ist etwa viermal weiter von seinen Sternen entfernt als Pluto von unserer Sonne, was ihn zu einem großartigen Ziel für das JWST macht“, erklärt Miles. „Das bedeutet, dass sich das Licht des Planeten nicht mit dem Licht seiner Sterne vermischt.“ Die Hitze des Planeten in Verbindung mit seiner geringen Schwerkraft macht seinen Himmel turbulent und seine Atmosphäre ist voller Sandwolken, die aus Enstatit, Forsterit oder Quarz bestehen.
Die vom JWST gewonnenen Daten waren so detailliert, dass die Forscherinnen und Forscher in der Lage waren, verschiedene Größen von Körnern in der Atmosphäre des Planeten zu identifizieren. „Die kleineren Silikatkörner in seiner Atmosphäre könnten eher winzige Partikel wie in Rauch sein“, so Beth Biller von der Universität Edinburgh in Schottland. „Die größeren Körner könnten eher wie sehr heiße, sehr kleine Sandpartikel sein.“
Biller wirkte ebenfalls an der Studie mit, die Miles und ihr Team in den Astrophysical Journal Letters veröffentlichten. Die Beobachtung des Exoplaneten könnte man leicht auf andere Braune Zwerge übertragen. Das könnte den Wissenschaftler*innen helfen, mehr über diese seltsamen Objekte zu erfahren. Das Team glaubt, dass die Beobachtungen von VHS 1256 b erst der Anfang einer groß angelegten Modellierung sind, um die komplexen Daten des JWST zu verstehen.
Quellen: Max Planck Institute for Astronomy; „The JWST Early-release Science Program for Direct Observations of Exoplanetary Systems II: A 1 to 20 μm Spectrum of the Planetary-mass Companion VHS 1256–1257 b“ (The Astrophysical Journal Letters, 2023)
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