Zahlreiche Satelliten im niedrigen Erdorbit (LEO) sind ins Weltall gerichtet, aber viele haben auch den Auftrag, die Erde zu überwachen. Durch ihre einzigartige Perspektive ermöglichen sie Einblicke in die entferntesten Winkel der Welt. Unter den vielen Satellitenbildern von Grönland fielen einige besonders auf: Sie zeigten einen vereisten Fjord, überzogen mit seltsamen, unnatürlichen Linien. NASA-Wissenschaftler haben diese Spuren untersucht und dabei eine verblüffende Entdeckung gemacht.
Satellitenbilder zeigen kilometerlange Linien
Verantwortlich für die neuen Satellitenbilder ist der Beobachtungssatellit der United States Geological Survey (USGS). Am 13. März 2023 flog er bereits über das Gebiet hinweg, dem wir uns heute mit voller Aufmerksamkeit widmen. Landsat 9 richtete seine Kamera dabei unter anderem auf ein abgelegenes Fjord, erklärt The Debrief.
Inmitten dieses Gebiets, welches von kaum einer Menschenseele bewohnt ist und auch wenigen Lebewesen durch die eisigen, kargen Umstände einen guten Lebensraum bietet, finden sich nun etliche, langgezogene Linien auf dem Eis.
Wie mit einem Lineal gezeichnet ziehen sie sich über das Fjord. Auffällig ist die Nähe zum Flughafen Narsarsuaq. Doch auch der kleine Platz, der eine der wenigen Anlaufstellen ist, um überhaupt in diesen Bereich Grönlands vorzudringen, scheint erst einmal keine Erklärung für die Satellitenbilder zu liefern. Immerhin fliegen Flugzeuge – sie machen keinen Eiskunstlauf.
NASA-Untersuchung eingeleitet
Die NASA wollte daher klären, ob sich hinter dem Anblick, den die Satellitenbilder liefern, eine natürliche oder vom Menschen gemachte Ursache verbirgt. An vorderster Front dabei war Nathan T. Kurtz. Er ist Experte in Untersuchungen für Meeresdicke und daher ideal dazu geeignet, die Spuren im vereisten Fjord zu analysieren.
Zuerst ging der Forscher davon aus, dass Gletscherspalten die Linien hervorgerufen haben könnten. Seine Ersteinschätzung lautete daher, dass es „höchstwahrscheinlich Risse oder Grate aufgrund von Gezeitenbewegungen“ sind. Wir haben hier also keine Überreste eiskunstlaufender Flugzeuge zu Gesicht bekommen. Doch der naheliegende Flughafen verunsicherte Kurtz dennoch.
Anomale Linien: Doch eine andere Ursache
Einige der Linien waren einfach zu gerade, so bewegt sich Eis nicht. Auch die Schleifen, die in den Satellitenbildern zu erkennen sind, passen nicht zu seiner These. Unter Berücksichtigung der Umgebung – neben dem Flughafen befindet sich auch ein weiteres Bevölkerungszentrum in der Nähe – stellte er eine neue Theorie auf: Grönländer*innen haben sich hier einer Abkürzung bedient.
Darauf kam Kurtz als ihm eine nahezu gerade Linie zwischen dem kleinen Örtchen Qassiarsuk und dem Flughafen bei Narsarsuaq aufgefallen ist. Nimmt man die Abkürzung über das Eis, fährt man so nur vier Kilometer. Sie müssen mit dem Auto einfach über das Gewässer gefahren sein. Das würde alle Spuren auf der Eisoberfläche erklären. Teilweise führen einige Grönländer*innen bis zu 20 Kilometer über das Fjord, wie durch die Satellitenbilder eindrucksvoll festgehalten wird.
Quelle: The Debrief, NASA
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