Quasi-Monde oder Quasi-Satelliten, wie sie manchmal genannt werden, sind Himmelsobjekte, die eine Bahn um die Erde ziehen. Dies tun sie aber meist nur für einige Jahrzehnte. Das berühmteste Beispiel, 469219 Kamoʻoalewa, wurde 2016 entdeckt und befindet sich seit fast einem Jahrhundert in stabiler Resonanz mit der Erde. Der neu entdeckte 2023 FW13 könnte ihn jedoch noch übertreffen.
2023 FW13 als Quasi-Mond anerkannt
Ersten Schätzungen zufolge umkreist der Asteroid die Erde seit etwa 100 vor Christus und wird seine Reise wahrscheinlich noch bis ins Jahr 3700 fortsetzen, was ihn zum langlebigsten Quasi-Satelliten der Erde macht, der bisher entdeckt wurde.
2023 FW13 wurde erstmals am 28. März vom PanSTARRS-Observatorium auf Hawai’i entdeckt und nach weiteren Beobachtungen durch verschiedene Teleskope weltweit offiziell anerkannt. Das zeigt etwa ein Eintrag in der Datenbank der International Astronomical Union (IAU). Adrien Coffinet, ein französischer Astronom und Journalist, war der erste, der die Art der Umlaufbahn des Quasi-Monds durch Simulationsanalysen bestimmte.
„Verdächtige“ Achse
„Als ich die Ankündigung sah, kam mir die sehr erdähnliche Semimajorachse verdächtig vor“, zitiert ihn Sky & Telescope. Tatsächlich deutete seine Analyse sogar darauf hin, dass der Asteroid schon vor Jahren gesichtet worden sein muss. Damals fielen seine besonderen Eigenschaften aber offenbar nicht auf. „Es scheint der längste bisher bekannte Quasi-Satellit der Erde zu sein.“
Die Datenbank der IAU legt nahe, dass die erste bislang bekannte Sichtung von 2023 FW13 am 21. Mai 2012 stattfand. Diese historischen Daten bestätigten die Bahnberechnungen und die Tatsache, dass es sich bei 2023 FW13 um einen Quasi-Mond handelt, der schon seit Jahrtausenden existiert – und noch Jahrtausende lang bestehen wird.
„Nur zufällig mit der Erde verbunden“
Alan Harris vom Space Science Institute macht jedoch einen Vorbehalt. Obwohl 2023 FW13 die Erde umkreist, ist die Ausdehnung seiner Umlaufbahn so groß, dass die Erde praktisch keine Rolle bei seiner Bewegung spielt. Der Asteroid ist in der Anziehungskraft der Sonne gefangen, nicht in der der Erde, obwohl er in Resonanz mit unserem Planeten steht, sodass seine Bahn wie eine Schleife um die Erde aussieht.
Tatsächlich sei es kein außergewöhnliches Phänomen, sich in einer Quasi-Bahn zu befinden. Harris‘ Berechnungen legen nahe, dass es wahrscheinlich drei Objekte ähnlicher Größe gibt, die derzeit die Erde umkreisen. Die eigentliche Faszination liege also in unserer zufälligen Entdeckung.
„Die Dimension der Schleife (etwa 0,18 Astronomische Einheiten im Radius) ist so groß, dass die Erde im Grunde keine Rolle bei ihrer Bewegung spielt“, so Harris. Er sei „nur zufällig mit der Erde verbunden.“ Die gute Nachricht sei, „dass eine solche Umlaufbahn nicht ‚aus heiterem Himmel‘ zu einem Einschlag führt“. Der Astronom fügte hinzu, dass „eine solche Umlaufbahn langfristig stabiler ist als andere nicht-resonante Umlaufbahnen“.
Quellen: The International Astronomical Union; Sky & Telescope; Twitter/@tony873004
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