Forschende der NASA haben mithilfe eines Satelliten in der Erdumlaufbahn eine ungewöhnliche, wärmeabgebende Granitmasse entdeckt. Sie liegt unter der Oberfläche der Mond-Rückseite begraben.
Rückseite des Mondes: Unerwartete Wärmequelle entdeckt
Bei dem aufgespürten Vorkommen handelt es sich um eine natürliche Erscheinung, die von einer Gruppe internationaler Planetenforscher entdeckt wurde, die für die NASA arbeiten. Die dazu verwendeten Daten stammen von der NASA sowie von chinesischen Raumsonden, die vom Orbit aus auch die Rückseite des Mondes überwachen, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.
Dazu erklärte Dr. Matt Siegler, leitender Forscher der Studie und Mitarbeiter am Planetary Science Institute in Tucson, Arizona: „Wir haben an einer Stelle auf dem Mond, bei der es sich vermutlich um einen längst erloschenen Vulkan handelt, der das letzte Mal vor über 3,5 Milliarden Jahren ausgebrochen ist, eine zusätzliche Wärmequelle im Boden entdeckt. Er hat einen Durchmesser von etwa 50 km und die einzige Lösung, die wir uns vorstellen können, die so viel Wärme erzeugt, ist ein großer Granitkörper, ein Gestein, das sich bildet, wenn ein Magmakörper – die nicht ausgebrochene Lava – unter einem Vulkan abkühlt.“
Wie Siegler beschreibt, weise Granit anders als anderes Gestein der Mondkruste eine hohe Konzentration an radioaktiven Elementen auf. Dazu gehörten beispielsweise Uran und Thorium. Diese verursachten die Erhitzung, die schließlich an Oberfläche der Mond-Rückseite zu spüren sei.
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Bedingungen auf dem Mond anders als erwartet
Der Fund auf der Rückseite des Mondes ist unerwartet, weil Granite laut Pressemitteilung im Sonnensystem außerhalb der Erde fast nicht vorhanden sind. Bislang wurden demnach auf dem Mond nur kleine Granitkörner in Proben gefunden, die man von den Apollo-Missionen mitgebracht hatte.
Dr. Rita Economos zufolge, Professorin für Geologie und Tektonik an der Southern Methodist University, handelt es sich bei diesem Fund um einen 50 Kilometer breiten Batholithen. Das ist eine Art vulkanisches Gestein, das sich bildet, wenn Lava in die Erdkruste aufsteigt, aber nicht an der Oberfläche ausbricht.
Der Fund einer so großen Menge Granit eröffnet die Möglichkeit, dass auch anderswo unter der Mondoberfläche ähnliche Funde gemacht werden. Siegler sagte dazu: „Das ist erdähnlicher, als wir es uns auf dem Mond vorgestellt hatten, dem das Wasser und die Plattentektonik fehlen, die auf der Erde zur Granitbildung beitragen.“
Selbst die NASA staunt
Auch Professor Stephen M. Elardo, NASA Early Career Fellow und Assistenzprofessor am Fachbereich Geologische Wissenschaften der Universität von Florida zeigt sich darüber erstaunt: „[…] geologisch gesehen ist es ziemlich schwierig, Granit ohne Wasser und Plattentektonik zu bilden, weshalb wir diese Art von Gestein auf anderen Planeten nicht sehen. Wenn diese Entdeckung von Siegler und Kollegen Bestand hat, wird sie von enormer Bedeutung dafür sein, wie wir über das Innere anderer felsiger Körper im Sonnensystem denken.“
Der Bericht zur aktuellen Untersuchung wurde online in der von Experten begutachteten Zeitschrift Nature veröffentlicht.
Quellen: Pressemitteilung zur Goldschmidt Conference in Lyon, Frankreich, am 12. Juli 2023, „Remote detection of a lunar granitic batholith at Compton–Belkovich“ (2023, Nature)
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