Hätte man als „normaler“ Mensch die Chance, aus der Vogelperspektive auf die Erde zu blicken, würde das bei vielen wahrscheinlich starke positive Emotionen auslösen. Immerhin sind entsprechende Bilder oder Videos sehr eindrucksvoll. Für den Astronauten führte der Anblick allerdings zu einem eher traurigen Gefühl.
Erde: Das löste ihr Anblick bei Garan aus
Garan ist durch seine Zeit im All in 2.842 Erdumkreisungen mehr als 114 Millionen Kilometer gereist. Dabei konnte er unsere Erde mehrfach von oben betrachten. Das erste Mal brachte ihn allerdings nicht nur zu freudigen Gedanken. So hat er eigenen Aussagen zufolge dadurch erkannt, dass der Planet viel zerbrechlicher ist, als er dachte.
Diese Empfindung ist nicht ungewöhnlich. Denn dahinter steckt der sogenannte „Overview-Effekt“. Das Phänomen tritt häufig auf, wenn Astronauten ins All reisen und zum ihren ersten Blick auf unseren Planeten werfen. Sie sehen, wie vernetzt und zerbrechlich das Leben auf der Erde ist, und sie fühlen sich plötzlich verantwortlich, es zu schützen.
„Als ich aus dem Fenster der Internationalen Raumstation schaute, sah ich die paparazziartigen Blitze von Gewittern, ich sah tanzende Vorhänge von Polarlichtern, die so nah schienen, als könnten wir sie anfassen. Und ich sah die unglaubliche Dünne der Atmosphäre unseres Planeten. In diesem Moment wurde mir die ernüchternde Erkenntnis zuteil, dass diese hauchdünne Schicht jedes Lebewesen auf unserem Planeten am Leben erhält“, erklärte Garan in einem Interview.
Erkenntnis „aus dem Blickwinkel des Weltraums“
„Ich sah eine schillernde Biosphäre, in der es von Leben wimmelte“, fährt Garan in dem Gespräch fort. „Die Wirtschaft habe ich nicht gesehen. Aber da unsere vom Menschen geschaffenen Systeme alles, einschließlich der lebenserhaltenden Systeme unseres Planeten, als hundertprozentige Tochtergesellschaft der globalen Wirtschaft behandeln, ist es aus dem Blickwinkel des Weltraums offensichtlich, dass wir eine Lüge leben.“
In diesem Moment wurde ihm klar, dass die Menschheit ihre Prioritäten neu bewerten und von der Denkweise Wirtschaft vor Gesellschaft vor Planet zur Denkweise Planet vor Gesellschaft vor Wirtschaft übergehen muss. Nur dann wäre es möglich, wir unseren evolutionären Prozess fortzusetzen.
So meint der Astronaut, dass wir als Zivilisation einen sehr „hohen Preis“ für unsere Unfähigkeit zahlen, eine stärker planetarische Perspektive zu entwickeln. Dies sei auch ein wichtiger Grund dafür, dass wir viele unserer Probleme nicht lösen könnten. Selbst wenn unsere Wirtschaftstätigkeit auf der einen Seite die Lebensqualität verbessere, sei sie auf der anderen Seite eine Katastrophe für den Planeten.
Quellen: Big Think, Upworthy
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