Ein Schwarzes Loch zeichnet sich unter anderem durch seinen unglaublichen Hunger aus. Wagt sich ein Stern zu nah an das Objekt heran, wird es in der Regel in einem Haps verschlungen. Aber ein Exemplar überrascht nun.
Schwarzes Loch isst langsam und genüsslich
In circa 500 Millionen Lichtjahren Entfernung sind Forschende auf ein Schwarzes Loch der Extraklasse gestoßen. Alle 25 Tage geht von diesem Objekt ein sogenanntes Tidal Disruption Event aus. Das beschreibt den Strahlungsausbruch, zu dem es kommt, wenn ein Schwarzes Loch einen Stern vertilgt.
Die Masse des Sterns wird dabei nämlich derartig rasch eingesogen, dass die Hülle des Objekts aufbricht. Ein Teil des Sterns wird in Form von Strahlung ins All geschleudert. Du kannst es dir so vorstellen, als würde jemand (das Schwarze Loch) schwungvoll von einer Tomate abbeißen, die dabei aufplatzt. Alles, was nicht im Mund (des Schwarzen Lochs) landet, fliegt anschließend durch den Raum.
Durch weitere Beobachtungen war ein Forschungsteam in der Lage, die Himmelsobjekte im das Schwarze Loch im Objekt J02030 genauer zu studieren. Dabei fiel auf, dass das Exemplar nicht alle 25 Tage ein gewaltiges Festmahl veranstaltet. Ganz im Gegenteil: Es knabbert genügsam an ein und demselben Stern. In regelmäßigen Abständen – circa einmal im Monat – genehmigt es sich einen weiteren Happen, anstatt den Stern mit einem Mal einzusaugen.
Pro Haps drei Erdmassen weniger
Die Forschungsarbeit, die unter der Leitung von Phil Evans von der University of Leicester entstand, prognostiziert, wie die „Diät“ des Schwarzen Lochs weiterverlaufen wird. Aus Beobachtungsdaten geht hervor, dass das Objekt bereits neun Mal von dem Stern genascht hat. Dieser ist obendrein so groß wie unsere Sonne, weiß Spektrum. Das Schwarze Loch selbst misst das 200-fache unseres Sterns.
Bei jedem Bissen verliert der Stern im Objekt J02030 circa drei Erdmassen. Unsere Erde passt circa 1,3 Millionen mal in unsere Sonne, hat Focus ausgerechnet. Da der weit entfernte Stern, der circa die Maße unserer Sonne aufweist, jedes Mal drei Erdmassen verliert, müsste das Schwarze Loch mehr als 433.000 Mal von dem Stern abbeißen, bis er vollständig verschwunden wäre – so zumindest die simple Rechnung.
Die Realität wird aber ein wenig anders aussehen. Zu einem Zeitpunkt, der weit in der Zukunft, aber auch weit vor dem 433.000 Mal Abbeißen ansteht, wird der Stern aufgrund fehlenden Gases in sich zusammenbrechen. Evans und sein Team prognostizieren dann ein letztes TDE, welches anzeigt, dass der Stern sich nun aufgelöst hat und sein letzter Rest in das Schwarze Loch eingesogen wurde.
Quelle: Spektrum, Focus, „Monthly quasi-periodic eruptions from repeated stellar disruption by a massive black hole“ (nature astronomy, September 2023)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.