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Neutronensterne kollidieren: Was danach entsteht, sehen Forscher zum ersten Mal

Forschende sind Zuschauer eines ganz besonderen Ereignisses geworden. So etwas hat noch niemand im All beobachtet.

Neutronenstern im All
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Was würde passieren, wenn die Erde aufhört, sich zu drehen?

So verändert sich die Erde, wenn sie sich aufhören würde zu drehen.

Neutronensterne können als Ergebnis einer Supernova entstehen. Bei ihnen handelt es sich also um die Überreste einst leuchtstarker und kräftiger Sterne. Ihr Name rührt daher, dass sie im Innern derartig komprimiert sind, dass die Elektronen und Protonen zu Neutronen verschmelzen. Doch wie es scheint, ist das nicht alles. Eine Kollision zweier solcher Himmelskörper hatte nun einen überraschenden Effekt.

Neutronensterne erschaffen Element Tellur

Durch Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop gelang es Forschenden ein besonderes Schauspiel zweier Neutronensterne zu bestaunen. Erstmalig entdeckt wurde das Ereignis bereits im März dieses Jahres. Damals sorgte die Kollision für Schlagzeilen, da sie den zweithellsten Gammastrahlenausbruch hervorbrachte, der jemals aufgezeichnet werden konnte. Gleichzeit verschmolzen die beiden Neutronensterne zu einem einzigen.

Während das Interesse der Massen rasch nachließ, nahmen viele Forschende ab diesem Zeitpunkt die Arbeit erst auf. Nun liegen Ergebnisse vor, die sich auf die Untersuchung des anschließenden Nachleuchtens beziehen, weiß Spektrum. Diese demonstrieren, dass es beim Zusammenstoß der Neutronensterne zu einem ungeahnten Ereignis kam. Sie erschufen das seltene Element Tellur.

Kilonova bringt eisenreiche Elemente hervor

Das Verschmelzen der beiden Netronensterne setzte eine Energie frei, die die einer Supernova ums Mehrfache übersteigt. In Fachkreisen ist folglich von einer Kilonova die Rede. In einem solchen Umfeld können auch chemische Elemente entstehen, die es sonst nur selten gibt. So entstand bei einer anderen Kollision von Neutronensternen Gold.

Dieses Mal hingegen wurde das Element Tellur hervorgebracht. Das haben Forschende noch nie zuvor bei einer Neutronenstern-Kollision beobachtet. Tellur besitzt eine Atommasse, die jene von Eisen um einiges übersteigt. Auf der Erde ist es ungefähr so selten wie Gold. Wird es jedoch in der Industrie verwendet, dann etwa um es Stahl-, Gusseisen oder Kupfer-Blei-Legierungen hinzuzufügen, weiß das Institut für Seltene Erden. Dort verbessert es die Belastbarkeit oder die Korrosionsbeständigkeit. Allerdings sorgen der hohe Preis und das seltene Vorkommen dafür, dass man oft zu gleichwertigen Alternativen greift.

Nichtsdestotrotz ist die Entstehung von Tellur bei der Kollision zweier Neutronensterne eine spannende Entwicklung. Es sind auch solche spontanen und unkontrollierbaren Ereignisse, die Wissen über das All ergänzen und uns mehr zu den dort stattfindenden Prozessen und seiner chemischen Zusammensetzung verraten.

Quelle: Spektrum, Institut für Seltene Erden, eigene Recherche

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