Das Weltall hält viele Mysterien bereit. Zwei Himmelskörper, Planeten und Sterne, sind dabei besonders häufig vertreten und daher rege Forschungsobjekte der Astronomie. Gerade über Sterne scheinen wir dabei schon recht viel zu wissen. Doch diese Erkenntnisse werden jetzt auf einmal vollständig in Frage gestellt.
Weltall: Sterne brennen anders als gedacht
Bekannt ist, dass durch eine fortwährende Kernfusion ihre Energie und Leuchtkraft produzieren. Zudem „atmen“ die Sterne dabei ständig geladene Teilchen ins Weltall aus, die jedoch durch ihre Rotation und ihr Magnetfeld wieder herangezogen werden.
Doch mit der Zeit soll sich der Vorgang der Kernfusion sowie die Rotation verlangsamen – bis ihnen letztendlich irgendwann der „Treibstoff“ ausgeht. Der Stern konsumiert sich ab diesem Zeitpunkt selbst und erlischt in der Regel mit einem letzten Knall, der Supernova. Übrig davon bleibt entweder ein Neutronenstern oder es entsteht ein Schwarzes Loch.
Doch ganz so scheint es doch nicht zu sein. Insbesondere in der Mitte des Lebens eines Sterns geht es doch ein wenig anders zu, wie neue Untersuchungen nun offenbaren. So verlangsamt sich die Rotation von Sternen im Weltall eben nicht. Diese zentrale Annahme über ältere Sterne muss die Astronomie wegen neuer Ergebnisse nun komplett überdenken.
Sterne schalten den „Tempomat“ ein
Die Erkenntnis, dass das Magnetfeld des Sterns allmählich seine Rotation verlangsamt, wurde anhand von Sternen bewiesen, die allesamt jünger als unsere Sonne sind. Seitdem nutzte man die Beobachtung der Rotation als Methode zur Altersbestimmung von Sternen im Weltall. Doch 21 Exemplare, die die Astronomin Jennifer van Saders untersuchte, fielen aus der Reihe. Diese waren älter als die Sonne und an ihnen war etwas „völlig anders als wir erwartet hatten.“
Anstatt mit zunehmenden Alter langsamer zu werden, haben diese Sterne im Weltall den „Tempomat“ eingeschaltet und über eine riesige Zeitspanne hinweg ein gleichmäßiges Tempo beibehalten. Wichtiger Schlüsselaspekt ist hier das Magnetfeld des Sterns. Dieses muss zu diesem Zweck eingeschränkt oder unterdrückt werden.
The Scientific American weist darauf hin, dass bereits seit den 70ern bekannt ist, dass dieses nämlich in der Interaktion Teilchen aus dem Weltall einen Bremseffekt auf Sterne im All haben muss. Anstatt sich also selbst auszubremsen, wird das Magnetfeld unterdrückt und so ein gleichmäßiges Tempo der Rotation erzeugt.
Neue Erkenntnisse über unsere Sonne
Zuerst beäugte man die Forschungsergebnisse von van Saders auch skeptisch. Doch mit zunehmender Beweisführung anhand etlicher Sterne, gibt es mehr und mehr Akzeptanz aus Fachkreisen. Aus diesen erwächst die Einsicht, dass Aspekte der Sternenforschung vollständig überdacht werden müssen. Auch die Untersuchung unserer Sonne rückt somit in ein neues Licht.
Die Untersuchungen von van Saders und ihrem Team lege nahe, dass Sterne mit der Zeit an Kraft verlieren, um ein derartig großes Magnetfeld aufrechtzuerhalten. Doch anstatt langsamer zu werden, schränken sie es ein, was dem Stern das gleichmäßige Tempo und eine Galgenfrist ermöglicht. Allerdings gibt es auch Exemplare, die tatsächlich, wie das bisherige astronomische Standardmodell vorgibt, langsamer werden. Wissenschaftliche Folgestudien vom Astronomen Julio Chanamé beweisen das und erklären in diesem Zusammenhang, dass die Bestimmung des Alters von älteren Sternen also nicht allein aufgrund ihrer Rotation erfolgen kann.
Doch wo auf dieser Schwelle bewegt sich unsere Sonne? Ist sie noch jung, wird etwas langsamer und schränkt ihr Magnetfeld noch ein? Oder gehört sie bereits zu den Sternen mittleren Alters, die ihr gemächliches Tempo halten? Bisherige Beobachtungen unter dieser neuen Voraussetzung lassen die Vermutung naheliegen, dass sich unter Stern genau auf diesem Kipppunkt befindet.
Sonne in der Identitätskrise
Laut van Saders und Kolleg*innen scheint sich unser Stern in einer „Identitätskrise“ zu befinden, bevor sie ihren stabilen Zustand erreichen wird. Dies würde ein jahrelanges Rätsel über unsere Sonne erklären können: ihre magnetischen Aktivitätspausen. „Diese langfristige Ruhe in der Sonne wird mit der Zeit länger und häufiger, bis die Sonne schließlich nur noch einen geraden Kiel hat“, meint Travis Metcalfe, Co-Autor der neuen, nicht öffentlichen Studie von van Saders, die einen sonnenähnlichen Stern im Weltall untersucht.
Nach der Zeit dieses Übergangs wird unsere Sonne etwas ruhiger. Weniger Plasmaausbrüche in Form von Sonnenstürmen wären ein positiver Nebeneffekt ihrer zunehmenden Reife. Die Forschenden heben außerdem vor, dass unter diesen Umständen ohnehin die Entstehung von Leben wahrscheinlicher ist. Für die weitere Suche nach Leben im Weltall wäre es demnach sinnvoll, nach genau solchen Sternen Ausschau zu halten, die zufällig von einen lebensfreundlichen Planeten umkreist werden. Womöglich stellen wir dann letztendlich fest, dass wir nicht alleine im endlosen Raum sind.
Quelle: The Scientific American
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