Noch sind wir nicht in der Lage das Universum in Gänze zu erfassen. Stattdessen steckt es voller Rätsel, Ungereimtheiten und neuer, verblüffender Entdeckung. Selbst zu angeblich gesicherten Erkenntnissen gibt es immer wieder stichhaltige Gegenentwürfe wie dieses Beispiel zeigt.
Dehnt sich das Universum wirklich aus?
So geht man in der Forschung davon aus, dass sich unser Universum seit dem Urknall kontinuierlich ausdehnt. Auch Stephen Hawking war von dieser Annahme überzeugt. Allerdings gibt es auch andere Forschungsmeinungen, die vom statischen Universum ausgehen. Zu den Verfechter*innen des statischen Universums gehörte Beispielsweise Albert Einstein.
Allerdings stellten Forschende später fest, dass sich Objekte im Weltall von uns weg bewegen, die Idee des dynamischen Universums war geboren. Dennoch gibt es auch heute noch Wissenschaftler*innen, die nicht an diese Ausdehnung glauben wollen. Für die Verschiebung komischer Objekte finden sie andere Erklärungsansätze.
Himmelsdurchmusterung gibt Antwort
Eine Himmelsdurchmusterung des eROSITA-Konsortiums gibt nun eine eindeutige Antwort. Beim eROSITA handelt es sich um ein Weltraumteleskop an Board des russisch-deutschen Satelliten Spektr-RG. Von 2019 bis 2022 führten die hochmodernen Instrumente die besagten Messungen im Universum durch.
Nun, nachdem das Konsortium die Daten auswertete, kam es zur letztendlichen Veröffentlichung. Eigentlich diente die Durchmusterung dazu Galaxiehaufen zu untersuchen. Dabei gab sie versehentlich eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob sich das Universum ausdehnt.
„Die eROSITA-Messungen beseitigen frühere Unstimmigkeiten zwischen bisherigen Messungen der Verklumpung mit verschiedenen Techniken, insbesondere dem kosmischen Mikrowellenhintergrund (CMB) und dem schwachen Gravitationslinseneffekt“, heißt es in einer Mitteilung des Max-Planck-Instituts (MPE).
Letztendlich sorgt diese Bereinigung der Schwingungen auch dafür, dass das kosmologische Modell des sich ausdehnenden Universums bestätigt wird. So meint der Leiter der Untersuchungen Dr. Esra Bulbul: „Die kosmischen Parameter, die wir aus Galaxienhaufen messen, stimmen mit den modernsten CMB-Daten überein und zeigen, dass das gleiche kosmologische Modell von kurz nach dem Urknall bis heute gilt.“
In einem Gespräch mit dem Wissenschaftsmagazin Science verrät Vittorio Ghirardini, Postdoktorand am MPE, dass diese Erkenntnis „viele Theoretiker sehr traurig stimmen“ würde. Letztendlich hofft man eher etwas neues zu entdecken, anstatt nur vorläufige Theorien zu bestätigen. Allerdings gibt es einen Lichtblick.
Weitere wertvolle Erkenntnisse
Denn eROSITA leistete noch weitaus mehr als nur zu zeigen, dass das Universum sich seit dem Urknall so verhielt, wie bisher angenommen. „Wir könnten kurz vor einer neuen Entdeckung stehen“, sagt Dr. Emmanuel Artis, ein Postdoktorand am MPE. Dabei bezieht er sich auf die Untersuchung kosmischer Strukturen und ihrer Wachstumsgeschwindigkeiten. Weitere Forschungen zu diesen Wachstumraten könnten Teile von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie widerliegen.
„Während wir die monumentale Leistung des eROSITA-Teams würdigen, sind wir gespannt auf die aufregenden weiteren Entdeckungen, die unser Verständnis der Ursprünge und der Entwicklung unseres Universums vertiefen werden“, betont Dr. Esra Bulbul entsprechend. Das Team setzt in diesem Moment seine Arbeiten bereits fort.
Quelle: Max Planck Insitut
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