Astrophysiker*innen um Ralf Konietzka von der Harvard University haben die Radcliffe-Welle entdeckt und damit eine besondere Dynamik der Milchstraße enthüllt. Diese gigantische, wellenförmige Gasstruktur nahe unserem Sonnensystem erstreckt sich über etwa 9.000 Lichtjahre.
Schlange in der Milchstraße
Das Gaia-Raumschiff, das die Erde umkreist, ermöglichte die Entdeckung durch präzise Kartierung der Milchstraße. Gaias Daten zu Sternpositionen, -bewegungen und -geschwindigkeiten liefern ein detailliertes Bild der dreidimensionalen Struktur unserer Galaxie.
Die Radcliffe-Welle bewegt sich als periodische Reisewelle fort. Sie besteht aus sternbildendem Material und neugeborenen Sternen und ähnelt einer kosmischen Schlange. Die Gravitation der normalen Materie beeinflusst diese Bewegung und erhellt die Formungsprozesse der Galaxie.
Die Existenz der Welle wirft Fragen zur galaktischen Formation und den Kräften hinter solchen Strukturen auf. Forschende untersuchen nun die Ursachen ihrer Entstehung, Bewegung und Verbreitung im Universum. „Anhand der Bewegung von Baby-Sternen, die in den Gaswolken entlang der Radcliffe-Welle geboren werden, können wir die Bewegung ihres Geburtsgases verfolgen, um zu zeigen, dass sich die Radcliffe-Welle tatsächlich bewegt“, erläutert Ralf Konietzka, der Hauptautor der jüngsten Studie und Doktorand an der Kenneth C. Griffin Graduate School of Arts and Sciences in Harvard.
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„Größte zusammenhängende Struktur, von der wir wissen“
Die Untersuchung der Welle berücksichtigt Phänomene wie Supernova-Explosionen und gravitative Wechselwirkungen mit anderen Galaxien. Das Verständnis dieser Kräfte wird wichtiger, da die Milchstraße mit anderen Galaxien verschmilzt. Das Team um Astronomin Alyssa Goodman erforscht verschiedene Theorien zu den Eigenschaften und Auswirkungen der Welle auf die Galaxiestruktur.
„Es ist die größte zusammenhängende Struktur, von der wir wissen, und sie ist sehr, sehr nah an uns dran“, so die ehemalige Harvard-Doktorandin Catherine Zucker. „Sie war schon die ganze Zeit da. Wir wussten nur nichts davon, weil wir diese hochauflösenden Modelle der Verteilung von Gaswolken in Sonnennähe nicht in 3D erstellen konnten.“
Zukünftige astronomische Untersuchungen werden unser Verständnis der Milchstraße vertiefen. Sie versprechen neue Erkenntnisse zu wellenartigen Mustern und den Kräften, die die Galaxie formen. Diese Forschungen könnten mehr über Sternbildung und gravitative Dynamiken enthüllen.
Quellen: Harvard University; „The Radcliffe Wave is Oscillating“ (Nature, 2024)
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