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Mond: Forscher entdecken „großes, magmatisches Ereignis“

Neue Forschungsergebnisse könnten das bisherige Verständnis über unser Sonnensystem auf den Kopf stellen. Das hat ein Team von Wissenschaftler*innen bei der Analyse von Mondgestein herausgefunden.

Ki-generiertes Bild eines Planeten, dessen Inneres von Magma durchzogen ist.
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Entstehung des Mondes - Kosmischer Crash erschuf den Erdtrabanten

Vorstellung der Theorie der Entstehung des Mondes.

Die Apollo-Mission zum Mond ist schon einige Jahrzehnte her. Doch noch immer analysieren Wissenschaftler*innen das damals vom Erdtrabanten mitgebrachte Gestein. Daraus ergeben sich auch heute noch neue Erkenntnisse. So auch im Fall eines Forschungsteams der Arizona State University.

Magma auf dem Mond

Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Mond nach seiner Entstehung vor 4,4 Milliarden Jahren ziemlich schnell fest wurde. Das heißt aber nicht, dass Vulkanismus und magmatische Ereignisse damit aufgehört hätten.

Denn durch die Untersuchung von Gesteinen, die während der Apollo-Missionen gesammelt wurden, konnten Forscher*innen herausfinden, dass wahrscheinlich etwa 100 Millionen Jahre nach der Entstehung des Mondes ein großes magmatisches Ereignis stattfand. Ihre neuen Erkenntnisse haben sie vor Kurzem im Fachjournal Science Advances veröffentlicht.

„In unserer Studie fanden wir faszinierende Beweise für ein großes, möglicherweise globales magmatisches Ereignis auf dem Mond vor 4,338 Milliarden Jahren. Durch die genaue Datierung von Mondzirkonkristallen aus den Apollo-Missionen entdeckten wir eine bemerkenswerte Konzentration von Zirkonaltern, die eng bei 4,338 Milliarden Jahren liegen“, erklärte Dr. Melanie Barboni von der Arizona State University gegenüber IFLScience.

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Riesiger Einschlagskrater

Das Team datierte über 500 Zirkone aus Mondproben. Diese entstehen aus erstarrendem Mondmagma und ihre Datierung bietet Einblicke in die Chronologie des Mondes. Die hohe Anzahl von Zirkonen aus einer Zeit, nachdem der Mond eigentlich erstarren sollte, ist jedoch überaus ungewöhnlich.

Eine genauere Datierung einiger dieser Zirkone lässt darauf schließen, dass das Ereignis vermutlich durch einen Asteroideneinschlag verursacht wurde, durch den auch das Südpol-Aitken-Becken entstanden ist. Dieses ist der größte und mit 4,3 Milliarden Jahren älteste Einschlagkrater auf dem Erdmond. Das Becken reicht vom Südpol des Mondes bis zum Krater Aitken auf der Mondrückseite.

„Ein solch massiver Einschlag hätte Mondmantelmaterial aus großen Tiefen freigelegt. Wir vermuten, dass die von uns datierten Zirkone wahrscheinlich innerhalb der Einschlagsschmelze kristallisierten, als diese abkühlte und sich differenzierte. Nachfolgende Einschläge könnten diese Zirkone dann über die Mondoberfläche verteilt haben“, führt Barboni aus.

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Neue Erkenntnisse über unser Sonnensystem

Diese Erkenntnisse könnten auch das bisherige Wissen über unser Sonnensystem komplett auf den Kopf stellen. „Ein Einschlag dieser Größenordnung hätte auch die Entwicklung der Mondkruste und des Mondmantels erheblich beeinflusst. Unsere Ergebnisse haben auch interessante Auswirkungen auf den Zustand des frühen Sonnensystems vor über 4,3 Milliarden Jahren. Ein Einschlag dieser Größe deutet auf ein zu dieser Zeit noch dynamisches Sonnensystem hin, in dem große Objekte weiterhin mit Planeten und Monden kollidieren“, so die Wissenschaftlerin.

Die Forscher*innen hoffen nun ihre Untersuchungen mit den neuen Proben der Chang’e 6 Mission weiterzuführen. Diese hatte erstmals Gestein von der sogenannten „dunklen Seite des Mondes“ auf die Erde gebracht: „Unsere Forschung kommt angesichts der kürzlich erfolgten Rückkehr der ersten Proben aus dem Südpol-Aitken-Becken durch die chinesische Chang’e-6-Mission besonders zur rechten Zeit. Die Kombination dieser neuen Proben und unserer Zirkon-Altersdaten könnte unser Verständnis der Geschichte dieses großen Einschlagbeckens und der umfassenderen Einschlagsgeschichte des frühen Sonnensystems erheblich verbessern.“

Quellen: „High-precision U-Pb zircon dating identifies a major magmatic event on the Moon at 4.338 Ga“ (Science Andvances, 2024), IFLScience

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