Die Evolution des Menschen zeigt subtile, aber bedeutende Veränderungen, wie zum Beispiel die zunehmende Persistenz der Medianarterie im Unterarm. Diese Arterie, die ursprünglich nur eine vorübergehende Rolle in der fetalen Entwicklung spielte, wird nun immer häufiger auch bei Erwachsenen entdeckt. Studien belegen, dass sich die Häufigkeit dieses Phänomens in den letzten hundert Jahren verdreifacht hat.
Evolution der Medianarterie
Die Medianarterie entsteht normalerweise in der frühen fetalen Entwicklung, um die Blutversorgung von Händen und Unterarmen zu gewährleisten. Etwa acht Wochen nach der Empfängnis bildet sich diese Arterie normalerweise zurück, während die Radialarterie und die Ulnararterie die Blutversorgung übernehmen. Eine im Journal of Anatomy veröffentlichte Studie zeigt jedoch, dass immer mehr Menschen diese Arterie bis ins Erwachsenenalter behalten.
Forschende haben festgestellt, dass die Anzahl von Erwachsenen mit dieser zusätzlichen Arterie deutlich gestiegen ist. Im späten neunzehnten Jahrhundert hatten etwa zehn Prozent der Menschen eine persistierende Medianarterie. Heute liegt diese Zahl bei rund dreißig Prozent. Forschende vermuten, dass, wenn dieser Trend anhält, bis zum Jahr 2100 die Mehrheit der Menschen eine solche Arterie im Unterarm besitzen wird.
Der Grund für diesen Anstieg ist noch nicht vollständig geklärt. Mögliche Ursachen sind genetische Mutationen, die die Entwicklung der Arterie beeinflussen, oder Umweltfaktoren, die das Wachstum von Föten beeinflussen. Diese Faktoren könnten erklären, warum immer mehr Menschen die Medianarterie im Erwachsenenalter behalten.
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„Bis zum Ende des Jahrhunderts bei allen vorhanden“
„Dies ist die kleine Evolution beim modernen Menschen, und die Medianarterie ist ein perfektes Beispiel dafür, dass wir uns immer noch weiterentwickeln“, erklärte Hauptautor Professor Maciej Henneberg vom Institut für Evolutionäre Medizin an der Universität Zürich. Denn bei Menschen, die in jüngerer Zeit geboren wurden, komme sie häufiger vor als bei Menschen früherer Generationen.
Das Vorhandensein der Medianarterie kann gewisse Vorteile bieten, wie eine verbesserte Blutversorgung der Hände und Unterarme, was die Geschicklichkeit und Kraft steigern könnte. Allerdings erhöht diese Evolution auch das Risiko, ein Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln, eine Erkrankung, die die Handbeweglichkeit beeinträchtigt und Beschwerden verursacht.
„Wir haben alle in der anatomischen Literatur veröffentlichten Daten gesammelt und weiterhin Leichen seziert, die für Studien in Adelaide gespendet wurden, und wir haben herausgefunden, dass etwa ein Drittel der Australier die Arteria Mediana in ihrem Unterarm hat und dass sie bis zum Ende des Jahrhunderts bei allen vorhanden sein wird, wenn dieser Prozess weitergeht.“
Professor Maciej Henneberg
Quelle: „Recently increased prevalence of the human median artery of the forearm: A microevolutionary change“ (Journal of Anatomy, 2020)
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