Seen gehören neben Flüssen und Mooren zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde. Zudem speichern, filtern und reinigen sie unser Trinkwasser. Darüber hinaus mildern oder verhindern Feuchtgebiete als natürliche Hochwasserbremse so manche Überschwemmungskatastrophe. Doch wie eine neue Studie zeigt, werden auch diese wichtigen Naturgebiete vom Klimawandel stark bedroht.
Klimawandel: Seen heizen sich immer mehr auf
Denn die Seen auf unserer Erde sind mit einem besorgniserregenden Trend konfrontiert: rapide steigende Temperaturen. Eine kürzlich in Nature Geoscience veröffentlichte Studie eines internationalen Forschungsteams zeigt, dass, wenn der derzeitige menschengemachte Klimawandel bis zum Ende dieses Jahrhunderts so anhält, werden Seen weltweit wahrscheinlich eine umfassende und beispiellose Erwärmung erfahren. Eine, die „weit außerhalb des Bereichs [liegt], was sie bisher erlebt habe“, wie es in einer Pressemitteilung des Institute for Basic Science (IBS) heißt.
Die Studie verwendet Daten zur Seetemperatur, die von einem Computermodell simuliert wurden und den Zeitraum von 1850 bis 2100 abdecken. Bei der Simulation wurden dabei aber nicht nur die anthropogenen Erwärmungseffekte durch zunehmende Treibhausgaskonzentrationen berücksichtigt. Auch die natürlichen Klimavariabilität der Seen werden darin berücksichtigt.
Mit diesem Modellierungsansatz konnten die Wissenschaftler*innen die Bandbreite der natürlich auftretenden Seetemperaturschwankungen von denen trennen, die durch menschliche Eingriffe verursacht werden. So konnte das Team erstmals den Zeitpunkt abschätzen, ab dem die Seetemperaturen die natürlichen Grenzen dauerhaft überschreiten werden.
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„Schwere Störungen der Ökosysteme“
Dr. Lei Huang, der Hauptautor der Studie, betont, dass Seen weltweit bis zum Ende dieses Jahrhunderts im Durchschnitt mit beispiellosen Klimabedingungen konfrontiert sein werden. Der Zeitpunkt dieser Entwicklung variiert jedoch weltweit. Tropische Seen, die eine reiche Artenvielfalt beherbergen, werden die Konsequenzen des Klimawandels zuerst zu spüren bekommen.
Die Folgen dessen sind tiefgreifend, wie die Forscher*innen mitteilen. „Sie können in Zukunft zu schweren Störungen der Ökosysteme führen“, so Axel Timmermann, Co-Autor der Studie und Direktor des IBS-Zentrums für Klimaphysik. Denn im Vergleich zu anderen Gebieten sind Seeorganismen in ihrer Fähigkeit stark eingeschränkt, in klimatisch optimalere Lebensräume zu migrieren. Das Verständnis des Zeitpunkts der Erwärmung der Gewässer ist daher für die Anpassung, Planung und Abschwächung des Klimawandels in Seeökosystemen von entscheidender Bedeutung, so die Wissenschaftler*innen.
Quellen: Institute für Basic Science, „Emergence of lake conditions that exceed natural temperature variabilit“ (Nature Geoscience, 2024)
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