Kaum ein alkoholhaltiges Getränk hat in Deutschland einen so hohen Stellenwert wie das Bier. Wir genießen es zum Mittag, als Feierabendabschluss oder einfach beim Spazierengehen. Kein Wunder also, dass es keine Augenbraue hebt, wenn jemand jeden Tag ein Bier trinkt. Wer allerdings denkt, ein „Bierbauch“ sei die einzige Konsequenz, irrt sich.
Wie viel Alkohol am Tag ist normal?
Zunächst ein Dämpfer für alle Freunde des Alkoholkonsums: Es gibt – und das ist wissenschaftlich belegt – keine noch so geringe Menge an Alkohol, die unbedenklich ist. Wie schädlich Alkoholkonsum sein kann, zeigen die Weltgesundheitsorganisation und diverse Studien seit langem auf. Das gilt auch für die Angewohnheit, jeden Tag Bier zu trinken.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen empfiehlt deshalb, den täglichen Konsum auf bestimmte Mengen zu beschränken. Risikoarmes Trinken umfasst demnach folgende Richtlinien für Frauen und Männer. Wer sich daran hält, dürfte langfristig keine oder weniger der später genannten Probleme bekommen.
So viel Alkohol solltest du maximal zu dir nehmen:
- Trinke an mindestens zwei Tagen pro Woche keinen Alkohol.
- Frauen: Nicht mehr als 12 Gramm Alkohol am Tag beziehungsweise bei zwei alkoholfreien Tagen etwa 60 Gramm Alkohol pro Woche.
- Männer: Nicht mehr als 24 Gramm Alkohol am Tag beziehungsweise bei zwei alkoholfreien Tagen etwa 120 Gramm Alkohol pro Woche.
Wie schädlich ist jeden Tag ein Bier?
Was aber die genauen gesundheitlichen Folgen davon sein können, jeden Tag ein Bier zu trinken, ist nicht allen bekannt. Dabei klingen sie zum Teil extrem unangenehm und wenig wünschenswert.
#1 Mögliche Einflüsse auf die Gehirngesundheit
Die Forschung ist sich noch nicht einig, was den tatsächlichen Einfluss von Bier und Alkohol auf dein Gehirn angeht. So gibt es Studien, die zeigen, dass eher der Konsum von hartem Alkohol zu kognitiver Abnahme und sogar Alzheimer führt als jener von Bier oder Wein.
Eine andere Studie deutet in die andere Richtung und zeigt auf, dass schon ein halbes Bier am Tag deine Gehirnmasse schrumpfen lassen könnte. „Es wird schlimmer, je mehr sie trinken“, heißt es dazu von Co-Autor Remi Daviet (via IFL Science).
Auf der anderen Seite könnte Bier mit hohem Hopfenanteil laut Untersuchungen aus dem Jahr 2019 aber auch helfen, Entzündungen im zentralen Nervensystem (Neuroinflammation) zu reduzieren. Eine Studie aus dem Jahr 2017 kam dagegen zu anderen Ergebnissen. Zumindest konnte dabei kein schützender Effekt auf die Wahrnehmung durch weniger statt regelmäßigem Trinken festgestellt werden.
#2 Nierenschäden
Bier setzt deine Nieren gleich auf mehrere Arten unter Druck. Zum einen müssen sie den Alkohol, den du dir damit zuführst, wieder aus deinem Blut spülen. Trinkst du also jeden Tag Bier, sind deine Nieren besonders herausgefordert. Dazu kommt die Gefahr erhöhten Bluthochdrucks durch den regelmäßigen Alkoholkonsum. Dieser kann laut National Kidney Foundation wiederum Nierenerkrankungen auslösen.
Zum anderen ist Bier harntreibend, was deine Nieren auf andere Art beansprucht. Es wirkt außerdem dehydrierend und spült wichtige Elektrolyte aus deinem Körper. Die Folge können Muskelkrämpfe, Müdigkeit und Schwächegefühl sein.
#3 Gewichtszunahme
Eine Folge zumindest kennen die meisten: Jeden Tag Bier trinken, kann dick machen. Ein kleines Bier (0,33-Liter) versorgt dich im Schnitt mit rund 150 Kalorien (kcal). Hältst du die Menge also pro Tag gering, musst du dir keine Sorgen machen. Mehr als eines davon fügt deiner täglichen Kalorienmenge schnell einiges hinzu. Innerhalb eines Monats kann das schon dein Gewicht nach oben treiben.
Schlimmer ist allerdings: Schon moderater Alkoholkonsum kann einer Studie aus dem Jahr 2017 zufolge deinen Appetit anregen. Er kann dafür sorgen, dass du über einen kürzeren Zeitraum gesättigt bleibst nach einer Mahlzeit. Zudem hat er die Fähigkeit, dein Belohnungszentrum für Essen im Gehirn zu stimulieren.
Lesetipp: Dein Bierbauch kann noch einen anderen Grund haben
Die richtige Menge Bier: Ab hier schlägt der Körper Alarm
Um die oben genannten Gramm an Alkohol pro Tag also nicht zu überschreiten, sollten Frauen und Männer maximal zwei kleine Gläser Bier (500 Milliliter) à fünf Volumenprozent Alkohol zu sich nehmen. Ganz generell raten Expert*innen von mehr als 500 Millilitern Bier pro Tag ab.
Wer sich daran nicht hält, muss mit den folgenden Alarmsignalen des Körpers rechnen. Diese können nämlich schon ab 0,1 Promille ansetzen. Zum Vergleich: Ein 35-jähriger Mann, der 1,80 Meter groß und 80 Kilogramm schwer ist, erreicht laut Promillerechner nach einem Bier (0,5 Liter) bereits 0,33 Promille:
0,1 bis 0,2 Promille:
- Die Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit im Gehirn lässt nach
- Die Reaktionsgeschwindigkeit verlangsamt sich
- Müdigkeit tritt auf
2 bis 3 Promille:
- Betäubter Zustand
Mehr als 3 Promille:
- Bewusstlosigkeit bis hin zu einem lebensbedrohlichen Zustand
Mögliche positive Folgen von täglichem Bier
Die gute Nachricht: Bier soll laut einer anderen Studie vom 15. Juni 2022 immerhin eine positive Auswirkung auf deine Darmflora haben. Die im Journal of Agricultural and Food Chemistry veröffentlichte Untersuchung wurde über vier Wochen mit 19 gesunden Männern durchgeführt. Diese wurden in zwei Gruppen geteilt und mussten jeden Tag ein Bier trinken (325 Milliliter).
Der moderate Konsum könnte, so deutet die Studie an, die Diversität der Darmbakterien und damit die Darmgesundheit erhöhen. Getestete Blut- und Stuhlproben, die vor und nach dem Experiment eingesammelt wurden, sowie die Analyse der Bakterien im Darm zeigten dies. Dabei könnten Komponenten des Biers eine Rolle spielen, die dessen Fermentierung ermöglichen.
Quellen: Gesundheitsinformation.de, thebmj, Current Alzheimer Research, National Kidney Foundation, Appetite, Journal of Agricultural and Food Chemistry: „Impact of Beer and Nonalcoholic Beer Consumption on the Gut Microbiota: A Randomized, Double-Blind, Controlled Trial„, Nature Communications: „Associations between alcohol consumption and gray and white matter volumes in the UK Biobank„, IFL Science, Promillerechner
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.