In der Forschung gibt es zwei Theorien zur Echtheit unserer Welt. Während manche glauben, unsere Realität ist wirklich real, gehen andere davon aus, wir leben in einer Simulation. Letzteres bedeutet, dass die Welt wie du sie samt deiner Sinneseindrücke erlebst, nur Produkt eines ausgeklügelten Computerprogramms sei. So verrückt wie ist das auch klingt: das Gegenteil ist nicht so einfach zu beweisen.
Realität vs. Simulation: Gar nicht so einfach
Es mag erst witzlos zu erscheinen, dass ein Experiment zum Beweis unserer Realität eine spannende und gar notwendige Sache ist. Natürlich sind wir echt, oder? Ein kleiner Kniff in den Arm sollte Beweis genug sein. In der Tat beweist das aber nur, dass du in der Lage bist Schmerz zu empfinden. So nennt ein angesehener Physiker gleich fünf Gründe für die Simulationstheorie.
Um herauszufinden, ob unsere gesamte Realität, also du als Person aber auch die Welt um dich herum, echt ist, braucht es daher einiges mehr. Die Wissenschaft ist demnach seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Beweis für die sogenannte objektive Realität. Die Krux ist: Dabei müssen deine Beobachtungen außen vor bleiben, weil das könnte ja alles unecht oder simuliert sein. Wie soll man sich also dieser objektiven Realität annähern?
An dieser Stelle kommt die Quantenphysik ins Spiel. The Next Web erklärt:
„Die Quantenphysik sagt uns, dass wir, wenn wir irgendetwas in unserem Universum vergrößern, schließlich eine komplexe Welt enthüllen werden, die aus winzigen Objekten besteht, die auf eine Weise interagieren, die wir in unserer alltäglichen Realität nicht beobachten können.“
The Next Web
Wenn wir jedoch die Welt im Kleinen (also in Quantenteilchen) verstehen, messen und beschreiben, können wir jene Erkenntnisse auch auf uns und unsere Realität anwenden. Das ist zumindest die Hoffnung der Forschung. Hier stehen wir bereits vor dem nächsten Problem.
Zwei Welten der Physik prallen aufeinander
Verschiedene Experimente aus der Vergangenheit bewiesen beispielsweise, dass Licht als Teilchen aber auch als Welle funktioniert. Eine Erkenntnis (Licht als Teilchen) stammt aus der Newton’schen Physik, mit der wir unsere Welt beschreiben und mithilfe der auch Einsteine seine Relativitätstheorie zu aufstellte. Licht als Welle hingegen ist eine Erkenntnis aus der Quantenmechanik.
Doch die Herausforderung ist, dass beide Schlussfolgerungen („Licht funktioniert als Welle“ vs. „Licht funktioniert als Teilchen“) nicht gleichzeitig zu beobachten sind. Der Nobelpreisträger Nils Bohr beschreibt dieses Problem in seinem Komplementaritätsprinzip, welches besagt, dass sich zwei verschiedene Beobachtungen, also Teilchen vs. Wellen beim Licht, ausschließen, aber gleichzeitig ergänzen können.
Das Experiment: Quantenphysik hilft uns beim Verständnis unserer Realität
Doch dem brasilianischen Wissenschaftler Pedro Dieguez und seinem Team scheint nun das Unmöglkiche gelungen zu sein. In einem Quanten-Experiment haben sie erstmalig beide Effekte gleichzeitig nachweisen können. Diese Rekonstruktion gelang sogar ohne die Beobachtung der Effekte, weil dann hätte man nur eines von beiden (Licht als Welle bzw. als Teilchen) sehen können.
Diese bahnbrechende Entdeckung kann helfen, die Newton’sche Physik (mit der wir unsere Realität aktuell beschreiben) sowie die Quantenphysik zu vereinen. Dieguez und Kolleg*innen erklären daher, dass sie erstmalig einen Effekt „als Ganzes“ beschreiben konnten. Und schließlich wollen wir genau das auch erreichen, wenn wir unsere Realität als real beweisen wollen – wir müssen das Ganze verstehen.
Ein Schritt näher an der Großen vereinheitlichten Theorie
Mit weiteren Experimenten dieser Art, die mehr und mehr die Lücken der beiden Disziplinen schließen, kommen wir der Frage nach der Realität bzw. der Beschaffenheit unseres Universums und unserer Rolle darin daher immer näher.
Ziel ist es für viele Forschende aus den zwei großen Teilbereichen der Physik (Newton’sche Physik und Quantenmechanik) eine Große vereinheitlichte Theorie zu bilden. Gelinge dies, ähnlich wie bei dem Licht-Experiment von Dieguez, könnten wir unsere Realität als real beweisen (oder auch nicht).
Unsere Realität oder doch nur eine Simulation?
Die Frage „Leben wir in einer Simulation?“ findet einige prominente Anhänger, wie etwa Elon Musk oder der ehemalige NASA-Mitarbeiter Tom Capbell, wie golem erklärt. Auch wenn das Experiment ein erster Schritt ist, sich einer messbaren und beweisbaren Wahrheit anzunähern, befinden wir uns noch ganz am Anfang unserer Wissensreise. Gegebenenfalls ist die Frage nach der Beweisbarkeit unserer Realität, auch eine wissenschaftliche Frage, die wir niemals beantworten können.
Quellen: Golem, The Next Web
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