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15.000 Jahre alte Skelette: Archäologischer Fund aus der Steinzeit verblüfft Forscher

Der Mensch als Jäger und Fleischfresser, so stellen sich viele das Leben in der Steinzeit vor. Doch ein erstaunlicher Fund auf einem uralten Friedhof hinterfragt nun herkömmliche Ansichten.

Vier Männer in steinzeitlicher Aufmachung laufen an einem Flusstal entlang.
© Robert Kneschke - stock.adobe.com

Vom Affen zum Menschen: An diesem Punkt war die Wandlung vollendet

Der Zeitpunkt, wann der Affe sich zum Menschen entwickelte, ist schwer zu bestimmen.Vor rund 300.000 Jahren soll der Homo sapiens geschaffen worden sein.Aber erst vor rund 65.000 Jahren schuf der Mensch Werkzeuge, Artefakte und Kunst.

Die Menschen in der Steinzeit sollen in erster Linie Fleisch gegessen haben, so eine weitverbreitete These. Nun hat ein Forschungsteam einen archäologischen Fund in Marokko untersucht und kommt dabei zu einem ganz anderen Ergebnis. Denn mit Hilfe neue Analysetechniken konnten sie anhand der 15.000 Jahre alten Skeletten ablesen, was damals auf dem Speisezettel stand.

Archäologischer Fund auf einem uraltem Friedhof in Marokko

Die menschlichen Überreste stammen von einem Friedhof von Taforalt. Die ersten steinzeitlichen Kulturen tauchten dort bereits vor rund 25.000 Jahren auf und überdauerten dort etwa 15.000 Jahre. Unter den sehr trockenen Bedingungen in der Region haben sich neben Skeletten auch Nahrungsreste erhalten, vor allem die Knochen von Schafen. Diese archäologischen Funde hatten zunächst auf eine sehr fleischlastige Ernährung hingedeutet.

Doch nun entdeckten die Fachleute um Zineb Moubtahij vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in den 15.000 Jahre alten Gräbern in Marokko jedoch Indizien dafür, dass die Menschen in der Steinzeit weitaus mehr Pflanzen aßen als gedacht. Und das schon bevor, sie die ersten Getreidesorten und stärkehaltigen Wurzeln gezielt anpflanzten und zu züchten begannen, wie das Team in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution berichtet.

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Neue Analysen widerlegen lang geglaubten Irrtum

Bisher war man davon ausgegangen, dass erst mit Beginn der Landwirtschaft mehr pflanzliche Nährstoffe auf dem Speiseplan landeten, also viele Jahrtausende später. Der Irrtum könnte nach Angaben der Forscher*innen unter anderem darin begründet sein, dass pflanzliche Überreste in Höhlen nicht so leicht nachzuweisen sind wie tierische Knochen. Die sogenannte Isotopen-Analyse könnte jetzt einen besseren Einblick in die Ernährungsmuster geben.

Das Team um Moubtahij untersuchte jedoch nicht bloß die Isotope in menschlichen Gebeinen, sondern verglich sie mit den Werten lokaler Fleisch- und Pflanzenfresser. Die Werte für die Isotope des Zinks liegen demnach nah bei den Pflanzenfressern der Region und ähneln jenen modernen Menschen, die viel Getreide und wenig Fleisch essen.

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Frühes Abstillen deutet auf pflanzliche Ernährung hin

Dabei konnten die Wissenschaftler*innen ebenfalls herausfinden, dass bereits Kleinkinder sich überwiegend von Pflanzen ernährten. Denn die Daten zeigten, dass die Menschen im steinzeitlichen Marokko wohl schon im Alter von wenigen Monaten von Muttermilch auf feste Nahrung wechselten. Das ist deutlich früher als zum Beispiel bei modernen Kulturen, die sich auch auch heute noch vor allem von erjagten Wild ernähren.

Dass die Menschen dort vor 15.000 Jahren so früh abstillten, interpretiert das Team darum als weiteren Hinweis auf die hohe Bedeutung pflanzlicher Nahrungsquellen. Diese sind so lange aufs Stillen angewiesen, weil sie keine geeignete Babynahrung für eine frühe Entwöhnung haben. Denn man benötigt dazu weiche, leicht verdauliche Nahrung wie gemahlenes Getreide.

Allerdings stellten die Wissenschaftler*innen in der Studie auch klar, dass die Menschen in Taforalt keinesfalls Vegetarier waren. Denn die archäologischen Funde zeigen auch, dass lokale Wildtiere bei ihnen ebenfalls zur regelmäßigen Ernährung gehörten.

Quelle: „Isotopic evidence of high reliance on plant food among Later Stone Age hunter-gatherers at Taforalt, Morocco“ (Nature Ecology & Evolution, 2024)

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